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Platte, Hans; Gauguin, Paul [Ill.]
Paul Gauguin - Ta Matete: der Markt — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 41: Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1959

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https://doi.org/10.11588/diglit.62587#0036
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BRIEFE

Der folgende Brief Strindbergs vom 1. Februar 1895 und die
Antwort Gauguins wurden dem Katalog der Versteigerung von
Gauguins Gemälden im Hotel Drouot am 18. Februar 1895
vorangestellt.
I
Sie möchten unbedingt, daß ich das Vorwort zu Ihrem
Katalog schreibe, zur Erinnerung an den Winter 1894/95,
den wir hier, hinter dem Institut, nicht weit vom Pan-
theon, vor allem aber nahe beim Friedhof Montparnasse
verlebten.
Ich hätte Ihnen gern dieses Andenken auf die Reise
nach jener Insel Ozeaniens mitgegeben, auf der Sie Ab-
geschiedenheit suchen wollen und eine Kunst, die mit
Ihrer starken Natur im Einklang steht, doch fühle ich
mich von Anfang an in einer zweideutigen Lage. Ich ant-
worte daher sofort auf Ihre Bitte mit einem „ich kann
nicht“, oder brutaler mit einem „ich will nicht“.
Gleichzeitig aber schulde ich Ihnen eine Erklärung
meiner Absage. Sie rührt nicht von einem Mangel an Ge-
fälligkeit oder von der Faulheit meiner Feder her, ob-
wohl es mir leicht wäre, die Ursache der nachgerade
berühmten Krankheit meiner Hände, die übrigens keine
weiteren Fortschritte gemacht hat, zuzuschreiben.
Hier der Grund: Ich kann Ihre Kunst nicht fassen und
ich kann sie nicht lieben. (Ich habe keinerlei Vorurteil
gegen Ihre Kunst, die diesmal ausschließlich tahitanisch
ist.) Ich weiß aber, daß Sie dieses Eingeständnis weder
wundern noch verletzen wird, denn es scheint mir, daß
Sie durch den Haß der andern vor allem gestärkt wer-
den. Ihre Persönlichkeit, bemüht intakt zu bleiben, fin-
det Gefallen an der Antipathie, die sie erweckt. Mit
Recht vielleicht, denn von dem Moment an, da Sie, aner-
kannt und bewundert, Parteigänger hätten, von dem
Moment an, da man Sie einordnete, klassifizierte, würde
man Ihrer Kunst einen Namen geben, dessen sich die

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