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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Versteigerung einer Sammlung Gemälde alter u. neuer Meister aus Hamburger Privatbesitz: 1 Tassen- und Porzellansammlung, 1 Zinn- und Messingsammlung, 1 Waffensammlung, 1 Tabaksdosensammlung, 1 Schmetterlingssammlung ; ... ; Versteigerung am 27., 28. und 29. Januar 1920 — Hamburg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.22735#0009
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Das Jahr 1919 ist voriibergegangen —, dumpf und schwer lastete es auf
allen deutschen Gemütern, als ein Jahr der tollsten politischen Wirren im
Reiche und nie wird es mit goldenen Lettern in dem Geschichtsbuche Deutsch-
lands prangen. Der innere Zusammenbruch war es, der eine niedergeschlagene
Stimmung im ganzen Volke aufkommen lieh und die sonst so hervorragende
produzierende Schaffensfreudigkeit im ganzen Staate lähmte. Auch in der Kunst
ist in diesem Jahre nichts von übergroßer Bedeutung geleistet worden, denn die
politischen Verhältnisse trugen wohl dazu bei, keinen künstlerischen Schaffens-
drang aufkommen zu lassen. Viele der jungen Künstler, die einst freudig mit
zum Schlachifelde zogen, sind auf dem Felde der Ehre geblieben, — andere
wieder sind krank und siech zurückgekehrf und noch manches große künstlerische
Taleni schmachtet im Feindesland in der Gefangenschaft. — Es wurde nicht so,
wie es sich mancher junge Künstler geträumt hatte, — wie damals um 1870/71,
wo der glorreiche Feldzug die jungen Künstler ruhmbedeckt und siegestrunken
zurückkehren ließ, umjubeli beim Empfang in der Fleimat. Wo hinterher die jungen
Künstler ihre Erlebnisse aus dem Kriege in ihren Bildern festhielten und die großen
Werke entstanden, welche die Namen eines Kamphausen, von Werner, Bleibtreu
Braun und vieler anderer trugen. — Anders ist es nach diesem Kriege geworden
und die Künstlerschar muß sich erst wieder geistig sammeln und aufraffen, um
neue Werke zu schaffen, die beweisen, daß deutscher Kunstfleiß, deutsches Können
noch nicht verloren sind. Möge das neue Jahr, das uns nun entgegengetreten ist,
dazu berufen sein, der Welt zu zeigen, welche Kraft in dem deutschen Volke
steckt, um sich sittlich und geistig wieder zu ungeahnter Höhe zu schwingen.
Inzwischen ist ja nun endlich der so lang ersehnte Frieden unterzeichnet worden,
wodurch die Söhne Deutschlands wieder in ihre Heimat zurückkehren, um als
Menschen aufleben zu können. Haben sich dann die politischen Verhältnisse in
ruhigere Bahnen gefunden, so werden auch Handel, Gewerbe und Kunst sich von
neuem entfalten können, zu Leistungen, die wie von jeher auch dann wieder der
ganzen Welt vorbildlich sind und dem deutschen Fleiß Ehre machen.

Es hat sich ja gerade in dem vergangenen Jahre und auch dieser Tage noch
gezeigt, wie unendlich hoch deutscher Kunstfleiß in dem Auslande geschäht wird,
denn der Massenbesuch ausländischer Händler bewies dies in reichstem Maße.
 
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