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Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Künstlerischer Nachlaß Arthur Blaschnik †: Gemälde aus Hamburger und Düsseldorfer Privatbesitz ; ferner die bekannte ethnologische und ethnographische Sammlung des Generalmajors a. D. Puder, früherer Schutztruppenoffizier in Ost- und Südwest-Afrika und Kommandeur in Kamerun ; ... ; Versteigerung: 31. Oktober, 1. November, 2. November [1922] — Hamburg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.22234#0009
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uf dem deutschen Kunslmarkt, von vielen Strömungen beherrscht, von

J—\ unzähligen Namen bevölkert, ist ein neuer, nein, ein alter Name aufgetaucht
Als vor vier Jahren, wenige Wochen vor dem Zusammenbruche des kaiserlichen
Deutschlands, der Nestor unserer Maler die Augen zum legten Schlummer schloß,
da nahm die Welt, von den gewaltigen Ereignissen der Kriegsgeschichte gefesselt,
kaum Notiz von dem Ableben des Mannes, der Jahrzehnte zuvor der Liebling
dieser Welt und bevorzugter Günstling deutscher Höfe gewesen war. Der Drahj-
trug die Nachricht von seinem Tode in das Leben hinaus, die hochgehenden
Wogen der Ereignisse schlugen darüber zusammen, und nur im Kreise derer, die
dem Künstler zu seinen Lebzeiten nahe gestanden halfen, rief die Nachricht Trauer
und Bewegung hervor. Heute plößlich ist der Name

wieder lebendig geworden. Er steht im Mittelpunkt des Interesses des deutschen
Kunstmarktes, und diese Wiedererweckung ist ein unbeabsichtigtes, ungeahntes
Werk des Künstlers selbst. In der Stille seiner leßfen Lebensjahre war in ihm,
von befreundeter Seite befürwortet und unterstützt, der Entschluß herangereift, die
reichen und großen Schäße seines Lebenswerkes, soweit sie nicht in alle Welt
verstreut waren, als Dokument seines Lebens und Wirkens dem Schlesischen
Museum der bildenden Künste zu hinterlassen. Arthur Blaschnik war Schlesier
von Geburt, und wenn auch seine Liebe immer der „ewigen Stadt", Rom, gegolten,
so hat er über dieser Liebe doch nicht Deutschland und seine engere Heimat
vergessen. Ein Zeichen dieser Treue war das Vermächtnis, das er Schlesien
hinterließ, wobei er weitherzig genug war, dem Museum volle Freiheit über
die Verwendung dieser Stiftung einzuräumen. Mit dieser Erbschaft verband
Arthur Blaschnik eine aus seinem Vermögen herrührende Stiftung, deren Zinsen
zur Ausbildung und Förderung junger Künstler dienen sollten und dienen. Wahrhaft
ein würdiger Abschluß dieses in Arbeit, Erfolg und Ehre gesegneten Künstlerlebens.

Nach Beendigung der mit aller Liebe und Pietät durchgeführten Sichtung
des großen Nachlasses kam das Museum zu dem Entschluß — und es glaubte
dabei, ganz im Sinne des Meislers zu handeln — den größeren Teil dem Kunst-
markte und damit der Oeffenilichkeil zuzuführen, um auf diese Weise die Mittel
der Stiftung vermehren und ihren Wirkungskreis ausdehnen zu können. So ist
der Name Arthur Blaschnik's auf einmal wieder in das Gelriebe des Kunslmarktes
gerückt, und der Tote, der vier Jahre fast vergessen war, zählt heule wieder zu
den Lebenden. In seinen Werken. Und damit wird die Erinnerung wach an ein
Künsllerdasein, dessen irdischer Ablauf wie ein Roman anmutet, so reich war es an
Erlebnissen, Erfahrungen und Begebenheilen. Blaschnik war am 6. Dezember 1Ö21

Arthur Blaschnik
 
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