VORREDE.
Die Sammlung, deren eingehende Beschreibung wir in nach-
stehendem Cataloge niederlegen, entstammt dem Eifer und dem Kunst-
sinne eines Mannes, dessen Name weit über die Grenzen seiner Vater-
stadt und seines Vaterlandes hinaus bei allen Liebhabern wie Forschern
der Alterthumskunde stets mit höchster Anerkennung genannt worden ist.
Carl Anton Milani, geboren in Frankfurt a. M. am 14. Mai 1820,
verstorben daselbst am 31. October 1882, entstammt einer italienischen
Familie, welche gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts aus Busto
Artizio bei Mailand nach Deutschland eingewandert war. Schon in der
frühesten Jugend machte sich eine besondere Neigung zu systematischem
Sammeln bemerklich ; ein längerer Aufenthalt in Italien (hauptsächlich
in Neapel) entwickelte die seltene natürliche Beanlagung, indem er ein-
gehendes Studium der ihn umgebenden Kunstwerke hinzutreten liess
und mit einer Menge neuer Eindrücke und Anregungen in die Heimath
zurückkehrend, liess Milani nun seinem Sammeleifer freien Lauf.
Der angeborne feine Kunstsinn des Italieners mag ihm hierbei die
beste Stütze gewesen sein; ohne dass er auf die Fragen nach Stil,
Epoche oder Materie grosses Gewicht gelegt hätte, waren alle Schätze,
welche er im Laufe von vier Jahrzehnten seiner Sammlung einzureihen
wusste, stets mit apartem Geschmack gewählt, stets Werke von wirk-
lich kunstvoller Gestaltung und Bedeutung.
Die gründliche Kenntniss und die Begeisterung für die Schöpfungen
des klassischen Alterthums bildeten das Fundament, welches er sich bei
der Anlage und dem Ausbau seiner Sammlung zur ästhetischen Richt-
schnur dienen liess und welches er in gewissem Sinne auch bei der
Wahl und Prüfung aller derjenigen Objecte anwandte, welche den späteren
Perioden des Mittelalters und der Neuzeit angehörten.