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ren hätten, daß schon in den frühesten Zeiten der
Welt diese Tugend ausserordentlich geschähet wurde,
würde den Plan dieses Werks weit über das vor-
gesetzte Maaß ausdehne«.

Hinreichend sey es noch zu bemerken, daß Ly-
curgus, der berühmte Gesetzgeber, sowol als Py-
thagoras , der grosse Gelehrte, diese Tugend vor-
züglich angcpriesen. Vorzüglich der letzte, welcher
seine Schüler ganzer 7 Jahre schweigen ließ, ba-
nnt sie die schätzbare» Lehren, die er ihnen mitthei-
len wollte, lernen mochten; und hiedurch zeigte
man, daß die Verschwiegenheit die schönste und
edelste Kunst sey.
Ich will meint Anmerkungen mit einer so un-
terhaltenden, als lehrreichen Geschichte beschlies¬
sen; ein römischer Geschichtschreiber erzählt sie,
und ich werde sic ihrer ganzen Länge nach hersetzen.
Der römische Senat hatte befohlen, daß wäh-
rend der im Senathause zu haltenden Versamm-
lungen, die Senatoren ein jeder für sich die Er-
laubniß haben sollte, seinen Sohn mitzubringen/
allein diese sollten,/wenn cs die Gelegenheit erfor-
derte, abtretcn. Jedoch war diese Erlaubnis nicht
allgemein, sondern schränkte sich bloß auf die Söhne
der Edeln ein, weil diese von ihrer Kindheit an
in der Tugend der Verschwiegenheit geübet-wur-
den, und dcrohalben in ihren reifer« Jahren ge-
schickt waren, die allerwichtigste Rcgierungsge-
schaftc mit Treue und Weisheit zu verrichten.
Von
 
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