Lebens-Geschichte
62
'I
>
meinen Platz triebe- Ich weiß fürwar selbsten
nicht mehr, was ich eigentlich vor Gebacken
hatte, als sie sich mir näherten, und sie wer-
den ohnfehlbar aus meinen Antworten meine
Verwirrung damahls bemercket haben. Die
-Ordnung aber einer vernünftigen Rede, die
ich von ihnen hörte, machte mich auf einmahl
sehr aufmercksam. Eine angenehme Music,
die ich in Meinem Leben zum ersten mahl ge.
höret, würde mich nicht mehr gerühret haben.
Ich erinnerte nuch nichts, das schmalen mit
der Ordnung meiner eigenen Begriffe so
wohl überein gekommen. Dieser Gedancke
verdoppelte sich, da sie mir von dem Glück
derer Weiber in Franckreich sagten, und da-
bey erklärten, wovon solches herrühre, und
was die Manns-Personen dazu beytrügen.
Die Nahmen der Tugend, der Ehre, und
einer wohlanständigen Aufführung, von wel-
chen ich keine andere Erklärung nöthig hatte,
mir einen Begriff davon zu machen, fasten
in meiner Seele Wurtzel, und breiteten sich
in einem Augenblick in derselben solcher Ge-
stalt aus, als wann mir solche jederzeit be-
kannt gewesen. Ich hörte mit der begierig-
sten Aufmercksamkeit allem zu, was sie bey
der Gelegenheit Noch dazu setzten , und unter-
bräche niemals durch meine Fragen ihre
Rede, weilen ihnen nichts entft-hre, wovon
ich nicht also bald in meinem Hertzen überzeu-
get gewesen. Ehender käme endlich herzu,
dieser an genehmen Unterredung ein Ende zu
machen;