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Prinzhorn, Hans
Bildnerei der Geisteskranken: ein Beitrag zur Psychologie und Psychopathologie der Gestaltung — Berlin, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.11460#0180
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Fall 17. Abb. 91. 24 h.
Doppelfigur (Holz).

Fall 17. Abb. 92. 38 h.

Zwitter (Ausschnitt) Holz.

Seite her ungeheuerlich klafft und mehr nach der männlichen Seite hin einen
After trägt.

Zwei weitere spätere Doppelfiguren entfernen sich wieder von dieser all-
seitigen Gestaltungsweise und nähern sich mehr dem plattenförmigen Typus
der Kopffüßer. Die eine (Abb. 91, Holz, grau-braun gebeizt, mit blauem und
rotem Detail) beschreibt Brendel so: „Mann und Weib sitzen auf einem Storch-
bein, welches auf einem Felsen liegt, in welches sein Haus eingehauen ist. Aus
der Brust ragt die Lunge heraus, in der Hand hält er die Uhr mit Blume und
Zeiger." Dieses Stück wirkt besonders ansprechend durch die bei allem
abstrusen Detail überzeugende Art des linearen Aufbaues und die diskrete
Tönung. Von bekannten Motiven tritt wiederum die Treppe, diesmal als
Doppeltreppe mit einem ausgespaarten Raum in der Mitte auf, und die heraus-
hängende Lunge (vgl. S. 141). Die Brust ist in diesem Falle beiderseits völlig
neutral behandelt, das Genitale diskreter, auf der männlichen Seite durch ein
kleines Loch, vielleicht um einen Phallus anzusetzen. Die hochgehaltene Tonne,
auf der einen Seite mit farbigen Blechmaiglöckchen unter gewölbtem Uhrglas,
auf der anderen mit zwei Zeigern, weist auf das alte Zieruhrmotiv hin. Wie

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