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Probst, Hansjörg
Neckarau (Band 2): Vom Absolutismus bis zur Gegenwart — Mannheim, 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.3003#0025
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H. Das Zeitalter des Absolutismus 1650-1803

- Die inneren Verhältnisse -

3. Gemeinde und Staat

Wiederherstellung der Kurpfalz bedeutet, daß nach dem Dreißigjährigen Krieg
auch die innere Verwaltung in Regierung, Oberamt und Zent restituiert wurde. Die
Gemeinde und ihre Verfassung war dabei durch den großen Krieg am wenigsten be-
einträchtigt, ja gerade die Gemeindeorgane wie der Schultheiß und das Gericht ver-
körperten am ehesten die Kontinuität des pfälzischen Staatswesens. In der Person
des Neckarauer Schultheißen Peter Orth haben wir dafür ein Beispiel; denn er war
ab 1640 im Amt und wurde gleich nach 1649 Zentgraf der Kirchheimer Zent. Über
die Struktur und die Aufgaben der staatlichen Verwaltung und der Gemeindeorgane
braucht im folgenden nichts mehr gesagt zu werden, da für sie dasselbe wie oben27
gilt.

3.1. Der Schultheiß

3.1.1. DIE NECKARAUER SCHULTHEISSEN 1650-1803

PETER ORTH, k/r, 1640 -1668?

Sein Amtsantritt im Jahre 164028 setzt voraus, daß er unter der bayerischen Herr-
schaft katholisch geworden war ebenso wie sein Vater, der Schultheiß Hans Orth,
der im Wehrbuch noch 1639 als amtierend genannt wird. Mit der Rückkehr Kurfürst
Karl Ludwigs nahm er das reformierte Bekenntnis an; denn er blieb im Amt und
wurde der erste „Zentgraff und Reißiger Schultheiß" der Kirchheimer Zent.29
Als Zentgraf war er der Vorsitzende des Zentgerichts30 und damit einer der wichtig-
sten Amtsträger während der Wiederherstellung der Kurpfalz. Er ist 1656 und
165931, 1662,1663, 1665 und 166833 in diesem Amt bezeugt. Peter Orth entstammt
einer der ältesten Kurpfälzer Familien, die bereits 1230 und 1496 in Seckenheim
Schultheißen stellte.33

In Neckarau sind die Orth von 1403 bis heute ununterbrochen vertreten. Sie bildeten
bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg eine zahlreiche Sippe mit vielen Zweigen.
Sein Vater ist wahrscheinlich der Schultheiß Hans Orth (1619-1639), sein Großvater
wohl Stoffel Orth, der zwischen 1580 und 1614 als Neckarauer Schultheiß bezeugt
ist.34 Seine Lebenszeit währte wahrscheinlich von 1600-1668.35

JACOB KOLB, r, 1668 -1674

Von ihm ist außer einer Unterschrift vom 26. Januar 167436 nichts bekannt. Auch die
Kolb gehören zu den alten kurpfälzischen Familien, als deren früheste Vertreter
Jeckel Kolb 1436 in Ilvesheim und Hans Kolb 1439 in Mannheim bezeugt werden.37
Auch in Heddesheim, Feudenheim und Viernheim gibt es sie. Jacob Kolb stammte
aus Seckenheim, wo sein Vater Hans Valtin Kolb seit 1635 ansässig war. Hans Valtin
Kolb war 1663 Neckarauer Schöffe und Hermsheimer Schultheiß. Jacob Kolb war
ursprünglich katholisch und trat 1659 zum reformierten Bekenntnis über.37a Er hei-
ratete 1661 in Seckenheim Anna Barbara, die Witwe des Valentin Marquardt.
Spätestens seit 1668 ist er in Neckarau ansässig, wo er zu den reichsten Leuten gehör-
te. 1696 sind seine Witwe Anna Barbara und seine drei Söhne Hans Peter, Hans Ja-
cob und Hans Georg in Neckarau ansässig, die gemeinsam beinahe 300 M besitzen.
Die Familie ist bis in unser Jahrhundert in Neckarau vertreten. Nachfolger Jacob
Kolbs als Schultheiß war

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