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Im Kampf um die Kunst: die Antwort auf den Protest deutscher Künstler — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.3376#0009
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GUSTAV PAULI

sind, bleibt ein allgemeines Wehklagen über unpatriotische
Begünstigung französischer Meister, über einen zwar törichten,
aber doch gefährlichen Snobismus der Ästheten, über die
bedrohlichen Machenschaften einer Clique von Pariser und
Berliner Kunsthändlern übrig. Es ist mit Recht gefragt worden,
wer in diesen verschiedenen Fällen eigentlich gemeint sei.
Wenn schon angegriffen werden soll, so muss man zum min-
desten seine Gegner unzweideutig bezeichnen können, sonst
fährt man, wie in einem Feuilleton der Berliner Neuesten Nach-
richten richtig bemerkt wurde, „mit einer Stange im Nebel
herum". Man kann daher dem Verfasser des Protestes nicht
zustimmen, wenn er sich damit schmeichelt, dass sein Mahn-
wort „klar und unzweideutig" sei. Im Gegenteil: Es ist unklar
und zweideutig.

Wenn es schon unter allen Umständen schwer ist, eine
Frage sowohl vom idealen wie vom geschäftlichen Standpunkt
aus zu behandeln, so wird dies vollends misslich für den, der
selber materiell interessiert ist; denn er setzt sich der Gefahr
aus, dass man seinen idealen Motiven weniger glaube als seinen
materiellen Interessen. Daher wäre für Vinnen und seine
Protestler ein Entweder — Oder empfehlenswert gewesen. —
Entweder sie hätten nur von den Idealen der bedrohten deut-
schen Kunst reden sollen, oder nur von der Konkurrenz auf dem
Markte. Im ersten Falle müsste der Nachweis erbracht werden,
dass und inwiefern der Einfluss der modernen französischen
Malerei auf die Deutschen vom Übel gewesen sei oder noch sei.
Doch Vinnen betont ja selbst: „dass die ganze Be-
wegung des letzten Vierteljahrhunderts
von Frankreich ihren Anfang nah m". Er gibt
„dengrossen Nutzen der Befruchtung durch
die hohe Kultur der französischen Kunst
auf die unsere" zu. Er erinnert daran, dass „L e i b 1,
Thoma, Klinger, Böcklin und die meisten
anderen grossen Namen (!)" ihre Kunst in Paris
befruchten liessen. Er selbst geht nach Paris,
„um zu lerne n". — Na also!
 
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