Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Im Kampf um die Kunst: die Antwort auf den Protest deutscher Künstler — München, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3376#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
"[bekanntlich ist Vinnens Broschüre eine Zusammenstellung
-^"^ von zwei Artikeln, die sich aus Anlass der Erwerbung
unseres Van Gogh zunächst gegen die Anschaffungspolitik der
Bremer Kunsthalle und dann gegen die deutschen Kunstzustände
im allgemeinen richteten. Ein merkwürdiger Mahnruf, der mit
einem Lob des bisher Geleisteten eingeleitet wurde. ■— Der
Leiter der Kunsthalle hat eine hübsche Galerie zusammen-
gestellt, wirklich sehr anregend, aber..... Dieses „aber"

und was darauf folgt, habe ich offen gestanden nie begriffen.
Der einfache Mensch sollte doch meinen, dass eine Galerie
ebenso wie ein Büd entweder gut oder schlecht sein müsse, ent-
weder lobenswert oder tadelnswert. Für Vinnen ist sie aber
beides zugleich. Einerseits ist die Kunsthalle vortrefflich,
andererseits darf sie so nicht weiter verwaltet werden. Einer-
seits gesteht Vinnen selbst die Suprematie der französischen
Malerei in den letzten Jahrzehnten ein, geht selbst nach Paris,
um von den Parisern zu lernen, andererseits warnt er vor der
Überschätzung der Franzosen. Einerseits will er nichts von
den Deutschtümeleien des „sentimentalen Werdanditums" oder
von der Gefolgschaft der Mediokritäten wissen, andererseits
stellt er Forderungen auf und äussert Ansichten, die der freudigen
Zustimmung der Werdandibrüder und aller missvergnügten
Halbtalente im Deutschen Reiche gewiss sein können. Einer-
seits soll nur ein ideales Interesse verfochten werden, anderer-
seits wird aber auch vom Geschäft und von recht erdenschweren
Brotkorbinteressen unter Angabe von Zahlen geredet. —
Einerseits — andererseits! ■— Ein Wagen wird bekanntlich
nicht rascher dadurch fortbewegt, dass man ein Pferd vorn
und eins hinten anspannt.

Nachdem bei der Zusammenstellung der Broschüre die
persönlichen und lokalen Beziehungen zu Bremen weggelassen
 
Annotationen