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Puchstein, Otto; Königliche Museen <Berlin> [Hrsg.]
Beschreibung der Skulpturen aus Pergamon (Band 1): Gigantomachie — Berlin, 1902 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1876#0046
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Nereus Doris

Okeanos Tethv

Die ganze linke Treppenwange ist mit den noch fehlenden Meeresgottheiten
gefüllt. Dicht an der Ecke, also neben seiner Tochter Amphitrite, erscheint in ruhiger
Haltung, durch die Inschrift des eben genannten Blockes E sicher benannt, Nereus,
ein ältlicher Mann in langem bis auf die Schuhe reichenden Chiton, darüber einen
doppelt gelegten Mantel (die Diplois), auf der linken Schulter geheftelt und von der
linken Hand ein wenig aufgehoben; auf dem Kopfe trägt er eine Mütze aus der
Haut eines Fisches mit Ohren. Sein ganzer rechter Arm, der wohl eine Waffe hielt,
war angesetzt. Er wird von einer ihm vorauf eilenden weiblichen Figur, vermutlich
seiner Gattin, der Okeanide Doris, etwas in den Hintergrund gedrängt; diese nimmt
in frischer Jugendkraft den wilden Kampf auf, indem sie einem Giganten, dem eben
der Bart keimt, auf das eine Schlangenbein tritt, ihn mit der Linken am Haare
zurückreifst und mit der Rechten ein Schwert zückt. Der Unterarm war angesetzt.
Die Schwertscheide hing an einem Bande an ihrer linken Seite. Der Gigant, völlig-
waffenlos, fafst krampfhaft mit der Rechten an das Bein der Göttin und greift mit der
Linken ihren Arm, um seine Haare frei zu machen; seine eine Schlange kauert rechts
im Versteck wie halb erstarrt. Die Göttin, scheinbar mit kurzem losem Haar, trägt
über einem ionischen Chiton aus fein fältelndem Stoffe mit einer Linte am Halse und
mit geknüpften Aermeln einen etwas kurzen dorischen Chiton mit Ueberschlag und
aus Fischhäuten gefertigte Stiefel, die auf ihre Beziehung zum Wasser deuten.

Abermals ein Paar eng zusammengehöriger göttlicher Wesen zeigt endlich die
letzte Gruppe des Frieses. Hier steht der Mann voran und die Frau tritt, obwohl
mitkämpfend, ganz in den Hintergrund. Nur der Unterleib in einem Chiton aus sehr

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