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wurde er als Meister der Künstlergilde in Antwerpen unter dem Spitznamen «Lange Pier »2*0
eingeschrieben, der ihm, wie van Mander berichtet, wegen seiner Länge gegeben worden sei.
Vasari erwähnt Aertsen unter dem Namen «Pietro Lungo», was vielleicht darauf hinweisen
könnte, daß der Maler in Italien gewesen ist, obgleich diese Vermutung wahrscheinlich zu
weit geht. Vasari hat den Namen, den ihm ein Korrespondent aus den Niederlanden nannte,
wohl nur ins Italienische übersetzt, denn man weiß, daß Vasari seine Informationen von Lamp-
sonius aus Lüttich erhielt. Im Jahre 1542 heiratete Aertsen die Tante von Joachim Beuckelaer
und ließ sich unter dem Namen «Peeter Aerts, Peetersone, van Amsterdamme, Schilder» als
Bürger von Antwerpen eintragen 1546 ließ er einen Schüler ins Register eintragen 2^, kaufte
im Jahr darauf ein Haus in Antwerpen und 1550 ein zweites 2^. Gegen Ende seines Lebens
kehrte Aertsen nach Amsterdam zurück, wo er am 3. Juni 1575 in der Oude Kerk beigesetzt
wurde 2^.
Seine drei Söhne, Pieter Pietersz, Arend Pietersz und Dirk Pietersz, wurden ebenfalls Maler,
sind aber außer dem Ältesten, von dem wir gute Porträts kennen, kaum hervorgetreten.
In Joachim Beuckelaer lebt die Kunst Pieter Aertsens in geringerer Qualität weiter. Nach van ^0220/22772 ^0220^0/2207*
Mander war dieser Maler anfangs nicht sehr geschickt im Umgang mit den Farben, aber, so
fügt van Mander hinzu, als Aertsen durch Heirat sein Onkel wurde, profitierte er von dessen
Unterricht. Trotzdem konnte ihm kein noch so guter Lehrmeister zu einer schöpferischen
Phantasie verhelfen, so daß Joachim Beuckelaer überall Motive und Formen des Älteren über-
nahm, ohne jedoch dessen Werke nur zu kopieren.
Wenn wir uns die etwa vierzig Bilder, die er während der Jahre 1361 bis 1574 signierte und
datierte, und einige weitere ihm zugeschriebene Werke, die wir bis jetzt gesehen haben, in
Erinnerung rufen, fällt ihre überraschende Ungleichwertigkeit auf; Gutes und Schlechtes steht
dicht nebeneinander. Wir wollen hier darauf verzichten, alle Bilder zu besprechen und ähnlich
den Versuchen von J.Sievers und anderen eine systematische Stilentwicklung Beuckelaers
herauszuarbeiten. Um sich eine begründete Meinung über die Kunst dieses Malers bilden zu
können, müßte man seine Werke im Stockholmer Nationalmuseum einer genauen Prüfung
unterziehen.
Dort sind vier seiner signierten und datierten Werke, die aus der Sammlung Kaiser Rudolfs 11.
stammen, ausgestellt. Als erstes ist eine Af227*/;^0720 7722^ #7*022^^7*22^2272^, #000 #07720 22722/ Go/^o/2272^ mit
der bei Beuckelaer frühesten Jahreszahl 1361 zu nennen. Auf der ganzen Fläche des Bildes
wimmelt es von Personen: im Vordergrund sitzen Bauern und Bäuerinnen vor ihren zum Ver-
kauf ausgestellten Waren; ohne Übergang drängen sich einige Menschengruppen stark verkürzt
im Mittelgrund zusammen, und erst im Hintergrund erscheinen die Szenen aus dem Leben
Christi fast undeutlich im Grau der Ferne. Die Darstellung der Figuren ist schwerfälliger, die
Bewegung nicht so geschmeidig und die Farbgebung nicht so kräftig wie bei den besten Bildern
von Pieter Aertsen; andererseits werden die Farben bei den großen Figuren durch die dunklen
Schatten schwerer, während sie im Hintergrund fast süßlich wirken. Um sich den Wünschen
seiner Käufer anzupassen, nahm Beuckelaer antike Architekturen in den Hintergrund hinein,
wie er sie auf den zu jener Zeit weitverbreiteten Stichen der aus Italien zurückgekommenen
niederländischen Künstler sehen konnte.
Vier Jahre später entstand ein weiteres Bild des Stockholmer Museums mit demselben
Thema: Af227*/;^0720 7722? #000 #07720, signiert und datiert 1563. Die Komposition ist etwas auf-
gehellt, der Aufbau der Figurengruppen und ihre leichtere Beweglichkeit entsprechen mehr der
Wirklichkeit.
Das dritte Werk Beuckelaers in Stockholm ist eines seiner gelungensten Bilder, wenn nicht
sein bestes überhaupt: C/27*2J&2y #2 #1227*^/222 22222/ #^227*222, ebenfalls 1565 datiert. Auf den ersten Blick
hat man den Eindruck, vor einem Werk Pieter Aertsens zu stehen: Darstellung, Farbgebung
und Technik erinnern besonders an dessen Brüsseler Bild aus dem Jahre 1559. Aber das Mono-
 
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