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Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt — 12.1932

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Schück, Walter: Können wir ohne Ausland leben?: Revison der "Autarkie"
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https://doi.org/10.11588/diglit.73728#0033

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Hans Aufseeser

— Zur Notverordnung trägt man jetzt
den engen, grauen Kurz-Rock.

begrüßen; wer Teil-Autarkie für
Deutschland wünscht, muß sich mit
einer Verewigung und Verschärfung
des Dumping, des Verkaufs zu Unter-
-Inlandpreisen abfinden; wer Voll-Au-
tarkie anstrebt, bejaht damit ein an Ar-
beit überreiches, dem harten Kampf
um die elementarsten Güter gewidme-
tes Leben, will aus Deutschland ein
Arbeitshaus nach sowjetischem Muster
machen — ohne daß aber bei uns die
erhabene Idee eines an Kühnheit uner-
reichten Aufbaus den Einzelnen wie die
Gesamtheit für die Opfer an Arbeits-
kraft, schlimmer noch: für den Ver-
zicht auf andere als ökonomische Er-
wägungen, entschädigen würde.
Das Ideal deutscher Zukunft
Vielleicht aber sollen wir gerade
dieses Leben der Arbeit anstreben?
Vielleicht kommt es gar nicht so
sehr auf den Ertrag an, ist das Er-

tragsstreben ebenso verwerflich wie das Streben nach Rentabilität, dem
Ausdruck des Ertrags? Vielleicht liegt die Aufgabe der Zukunft darin, den
deutschen Menschen erheblich stärker als bisher der Arbeit, vorzugsweise der
körperlichen Arbeit zuzuführen. In der Idee der Arbeitsdienstpflicht finden wir
den Gedanken verkörpert, daß der Arbeit allein, ohne Rücksicht auf ihren Er-
trag, volkserzieherischer und nicht nur jugenderzieherischer Wert innewohne.
Diese Gedanken konnten nur in einer Zeit wie der gegenwärtigen entstehen,
in der ein Schrei nach „Arbeit" die Welt durchhallt. Aber nicht Arbeit wollen
die Arbeitlosen, sondern Subsistenzmittel, die, wie sie wissen, nur durch Arbeit
erhältlich sind. Seitdem sich der Mensch das erste Werkzeug schuf, ist er darauf
bedacht, sich Arbeit zu ersparen. Die ersparte Zeit ist noch nie „vertan" worden;
aber nur die Verbesserung der Arbeitsmethoden hat Zeit für den Einzelnen und
hat Einzelne im Rahmen der Volksgesamtheit freigemacht für die geistige Höher-
entwicklung. Nicht derjenige hat die Welt vorwärts gebracht, der in achtzehn-
stündiger täglicher Arbeit mühsam die Subsistenzmittel für sich erwarb, sondern
Fortschritt ist noch stets hervorgegangen aus dem Zusammenwirken zwischen
Produktion und Planung, wobei die Produktion den planenden Menschen mitzu-
erhalten hat. Je mehr Menschen innerhalb einer Nation von der mühseligen Arbeit
entlastet werden, die im Mittelalter zwar nicht den privilegierten Handwerks-
meister, aber seinen Gesellen und noch mehr den Bauern drückte, desto höher
wird diese Nation stehen, desto größeren Wohlstand werden ihre Mitglieder
aufweisen.
Natürliche Monopole gibt es heute, im Zeitalter der synthetischen Rohstoffe,

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