Verdienst der Schönheitssalons und Gymnastiklehrer, sondern es liegt an den sozialen
Verhältnissen, daß heute die Dreißigjährigen mit der Entfaltung ihres eigenen
Lebens noch viel zu beschäftigt sind, als daß sie sich ausschließlich als Hüter der
künftigen Generation fühlen könnten. Daß sie trotzdem in jungen Jahren Kinder
bekommen, in jüngeren womöglich als früher — auch das liegt an der Zeit, die jedem
planvollen organischen Lebensaufbau abhold ist und allerlei Provisorien begünstigt,
provisorische Berufe ebenso wie provisorische Ehen.
Diese sind zwar meist ohne Kinder gedacht, als bequemlichkeitshalber legiti-
mierte Verhältnisse, aber manchmal kommt es eben anders; doch auch ein Kind macht
aus einem Verhältnis keine richtige Ehe, und was so aussieht, geht zugrunde, wenn
das Verhältnis aus ist. Ob man auch eine zugrunde gegangene Ehe um der Kinder
willen durchaus aufrechterhalten soll, das möchte ich hier nicht erörtern, dazu
müßte ich erst ein lebendiges Bild einer solchen Ehe entwerfen. Dann erst
könnte ich die Leser bitten, meine Auffassung zu teilen: daß einer wirklich zerrüt-
teten, unglücklichen und feindselig geladenen Ehe im Interesse der Kinder eine
friedliche Scheidung vorzuziehen ist.
Schmerzlich wird eine Scheidung von Kindern immer empfunden. Nachträglich
für ihre Entwicklung muß sie nicht sein. Das Zusammenwirken aller erziehungs-
wichtigen Faktoren ist wohl schwieriger, wenn die Eltern voneinander getrennt sind,
aber es ist durchaus möglich, wenn sie sich, nicht einmal freundschaftlich, bloß
sachlich darüber verständigen können. Wenn aber ein Teil — und das wird immer
derjenige sein, der durch die Scheidung gekränkt wurde — auf dem Standpunkt
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