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Rave, Paul Ortwin; Menzel, Adolph von [Ill.]
Adolph Menzel - das Flötenkonzert Friedrichs des Großen — Der Kunstbrief, Band 9: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.61246#0037
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an der Flöte zu danken, und außerdem besitzen wir von ihm
eine vortreffliche Flötenschule: „Versuch einer Anweisung, die
Flöte zu spielen, 1751", ein Werk, das sich würdig neben Leo-
pold Mozarts Violin- und C. Ph. E. Bachs Klavierschule stellt.
*
... Als der König lange genug über den Prolog gesprochen
hatte, sagte er: „Nun geh er nur dran und bring er mir morgen,
was er gemacht hat.“ Indem er den gewöhnlichen Kopf- und
Hutknicker machte, sagte er zu dem dienenden Kammerhusaren:
„Laßt die Musikanten herein!“ So nannte er in seinem Deutsch
die Mitglieder der Kapelle, die ihm täglich akkompagnieren
mußten. Ich hatte in meiner Unbefangenheit den Mut, um die
Erlaubnis zu bitten, bleiben zu dürfen, um ihn spielen hören
zu können. Halb erstaunt, halb lächelnd sah er mich eine Weile
starr an, dann sagte er mit unbeschreiblich angenehmem Ton:
„Meintwegen.“ In allen Abendkonzerten des Königs, in denen
er in früheren Jahren gewöhnlich fünf, in späteren drei
Quantzsche Flötenkonzerte jedesmal blies, war gewöhnlich kein
Zuhörer, und so mußte ihm meine Bitte um so mehr auf fallen;
er schien sie indes nicht übel aufzunehmen. Benda und Duport
riefen dem König zuweilen Bravo zu, und auch ich unterließ
dies nicht, so oft mich der Ausdruck des Vortrags besonders
rührte. Im Adagio war er wirklich ein großer Virtuose; er
hatte seinen Vortrag nach den größten Sängern und Instrumen-
tisten seiner Zeit, besonders nach des alten Benda (der schon
in Rheinsberg bei ihm war) herzrührendem Spiel gebildet. Un-
verkennbar war es aber auch, daß er selbst fühlte, was er blies;
schmelzende Übergänge, höchst feine Akzente und kleine melo-
dische Verschönerungen sprachen ein feines und zartes Gefühl
sehr bestimmt aus und standen nie vereinzelt da. Sein ganzes
Adagio war ein sanfter Erguß und reiner, anmutiger, oft rüh-
render Gesang — der sicherste Beweis, daß der schöne Vortrag
ihm aus der Seele kam. Im Allegro war er dafür desto schwä-
cher; seinem Spiele fehlte Feuer und Kraft, in den Passagen blieb
er oft zurück, unerachtet er sie jedesmal, ehe die Kapellisten

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