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BEITR/EGE ZUR MEDISCIIEN GESCHICHTE
gewusst haben, ob der letzte Lyderkônig mit einem medischen Kônigssohne und spâ-
teren Kônige oder mit einem barbarischen Stammeshâuptling verschwâgert war.
Herr Winckler stùtzt ausdrùcklich seine Hypothèse auf die keilinschriftlichen
Angaben der Nabonnedinschriften, wo der gleichzeitige medische Konig Istumigu-
Astyages II sar amilu umman Manda und die Bewohner seines Reiches amilu umman
Manda rapsâti (Cl/1, ans Abu Habba, I, 25-32) genannt werden. Fernerhin sieht Herr
Winckler eine Stûtze fur seine Behauptung in dem Hinweis auf don medischen Prâ-
tendenten Fravartis, der sich zur Zeit des Hystaspiden fur einen Nachkommling des
Uvachsatara-K'ja^âprjç gehalten und bei Gelegenheit seines Pronunciamento sich den
sonst nirgends nachweisbaren Namen Chsathrita beigelegt hat (Untersuchungen, 124).
Herr Winckler hebt nachdrùchlich hervor, dass sich dieser medische Usurpator zum
Sohn des grossen Kyaxares aufwirft, dass er aber Anstand nimmt, sich auf was fur
eine Art immer auf Istumigu-Astyages II zu berufen. « Wenn er (d. h. Astyages II) »,
urtheilt Herr Winckler, « wie Herodot will, der Sohn uncl Nachfolger des Kyaxares
war, so miissten wir erwarten, dass ein spâterer Prâtenclent sich als seinen Nach-
kommen bezeichnet hâtte, da es doch das natûrlichste war, den letzten legitimen Herr-
scher als seinen Ahnherrn zu bezeichnen » (Untersuchungen, 124).
Ich bedauere lebhaft, dass ich mich dieser geistvollen Behauptung nicht an-
schliessen kann. Der grossen Dareiosinschrift kônnen wir bloss entnehmen, dass das
medische Kônigshaus den glorreichen Kyaxares als seinen bekanntesten und bedeu-
tenclsten Repràsentanten ehrte und sich in Folge dessen fur Uvachsatrahyâ taumâ
hielt. Astyages II kommt in der Inschrift nirgends vor, ein Umstand, der sich durch
den Hass der Medcr gegen ihn ganz gut erklâren lâsst. Herodot berichtet ùberein-
stimmend mit den Nabonnedannalen, dass Astyages von seinen eigenen Leuten an
Kyros ausgeliefert worden ist, es lâsst sich also nicht recht gut behaupten, dass einer
der medischen Pràtendenten es vortheilhaft fînden wiirde, gerade auf dieser unpopu-
lârem und verhassten Konig seinen Ursprung und angebliches Herrscherrecht zuriick-
zufùhren. Bedenklich ist es auch den Pràtendenten vom J. 518 v. Chr. fur den Sohn
des im J. 585 v. Chr. verstorbenen Kyaxares zu betrachten. Da Astyages II keinen
Sohn hinterliess — hierin ist die Tradition einmùthig — so bleibt nichts anderes ûbrig
als Chsathrita und mit diesem den Sagartier Citrantachma fur Nachkommen des
Kyaxares, etwa fur Enkel oder Urenkel eines seiner jùngeren oder zur Thronfolge
nichtberechtigten Sôhne, zu halten.
Entscheidend fur Herrn Winckler's Behauptung ist der richtige Begrilï der Be-
zeichnung sar umman Manda, die Winckler conséquent als a Konig der Skythen »
deutet. Die Bezeichnung umman Manda kommt in den keilinschriftlichen Urkunden
ôfters vor, zuerst in dem grossen, etwa um das Jahr 2300 v. Chr. verfassten, astrolo-
gischen Werke (III Rawlinson, Pl. 61, 21-22; 64, 7-8). In den Liedern der Sammlung
Spartoli, worin auch der Zeitgenosse Abrahams Kedorlacomer von Elam nahmhaft
gemacht wird, wird dieser Kedorla'omer als Anfùhrer der umman Manda bezeichnet
(vgl. A. H. Sayce, in The Academy, 1896, I, 242; Hommel, Die Altisraelitische Uber-
lieferutig in inschriftlicher Beleuchtung, 182-183). Assarhaddon bezeichnet ebenfalls
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BEITR/EGE ZUR MEDISCIIEN GESCHICHTE
gewusst haben, ob der letzte Lyderkônig mit einem medischen Kônigssohne und spâ-
teren Kônige oder mit einem barbarischen Stammeshâuptling verschwâgert war.
Herr Winckler stùtzt ausdrùcklich seine Hypothèse auf die keilinschriftlichen
Angaben der Nabonnedinschriften, wo der gleichzeitige medische Konig Istumigu-
Astyages II sar amilu umman Manda und die Bewohner seines Reiches amilu umman
Manda rapsâti (Cl/1, ans Abu Habba, I, 25-32) genannt werden. Fernerhin sieht Herr
Winckler eine Stûtze fur seine Behauptung in dem Hinweis auf don medischen Prâ-
tendenten Fravartis, der sich zur Zeit des Hystaspiden fur einen Nachkommling des
Uvachsatara-K'ja^âprjç gehalten und bei Gelegenheit seines Pronunciamento sich den
sonst nirgends nachweisbaren Namen Chsathrita beigelegt hat (Untersuchungen, 124).
Herr Winckler hebt nachdrùchlich hervor, dass sich dieser medische Usurpator zum
Sohn des grossen Kyaxares aufwirft, dass er aber Anstand nimmt, sich auf was fur
eine Art immer auf Istumigu-Astyages II zu berufen. « Wenn er (d. h. Astyages II) »,
urtheilt Herr Winckler, « wie Herodot will, der Sohn uncl Nachfolger des Kyaxares
war, so miissten wir erwarten, dass ein spâterer Prâtenclent sich als seinen Nach-
kommen bezeichnet hâtte, da es doch das natûrlichste war, den letzten legitimen Herr-
scher als seinen Ahnherrn zu bezeichnen » (Untersuchungen, 124).
Ich bedauere lebhaft, dass ich mich dieser geistvollen Behauptung nicht an-
schliessen kann. Der grossen Dareiosinschrift kônnen wir bloss entnehmen, dass das
medische Kônigshaus den glorreichen Kyaxares als seinen bekanntesten und bedeu-
tenclsten Repràsentanten ehrte und sich in Folge dessen fur Uvachsatrahyâ taumâ
hielt. Astyages II kommt in der Inschrift nirgends vor, ein Umstand, der sich durch
den Hass der Medcr gegen ihn ganz gut erklâren lâsst. Herodot berichtet ùberein-
stimmend mit den Nabonnedannalen, dass Astyages von seinen eigenen Leuten an
Kyros ausgeliefert worden ist, es lâsst sich also nicht recht gut behaupten, dass einer
der medischen Pràtendenten es vortheilhaft fînden wiirde, gerade auf dieser unpopu-
lârem und verhassten Konig seinen Ursprung und angebliches Herrscherrecht zuriick-
zufùhren. Bedenklich ist es auch den Pràtendenten vom J. 518 v. Chr. fur den Sohn
des im J. 585 v. Chr. verstorbenen Kyaxares zu betrachten. Da Astyages II keinen
Sohn hinterliess — hierin ist die Tradition einmùthig — so bleibt nichts anderes ûbrig
als Chsathrita und mit diesem den Sagartier Citrantachma fur Nachkommen des
Kyaxares, etwa fur Enkel oder Urenkel eines seiner jùngeren oder zur Thronfolge
nichtberechtigten Sôhne, zu halten.
Entscheidend fur Herrn Winckler's Behauptung ist der richtige Begrilï der Be-
zeichnung sar umman Manda, die Winckler conséquent als a Konig der Skythen »
deutet. Die Bezeichnung umman Manda kommt in den keilinschriftlichen Urkunden
ôfters vor, zuerst in dem grossen, etwa um das Jahr 2300 v. Chr. verfassten, astrolo-
gischen Werke (III Rawlinson, Pl. 61, 21-22; 64, 7-8). In den Liedern der Sammlung
Spartoli, worin auch der Zeitgenosse Abrahams Kedorlacomer von Elam nahmhaft
gemacht wird, wird dieser Kedorla'omer als Anfùhrer der umman Manda bezeichnet
(vgl. A. H. Sayce, in The Academy, 1896, I, 242; Hommel, Die Altisraelitische Uber-
lieferutig in inschriftlicher Beleuchtung, 182-183). Assarhaddon bezeichnet ebenfalls
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