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die Richtigkeit einer sachlichen Erklärung homerischer Bezeichnungen und Schilderungen,
als die Beleuchtung, die durch sie die Gleichnisse gewinnen. Werden durch eine
Interpretation diese Bilder matt oder gar falsch, so kann man sicher sein, dass die
richtige Erklärung des Sachbegriffes noch zu finden bleibt.

VII. STREITWAGEN

In der epischen Zeit sind das Maulthier und das Rind die ausschließlichen
Arbeitsthiere für den Gebrauch des bäuerlichen Hofes und für schweren Transport;
nur diese ziehen den Pflug und den Lastwagen (II 332; K 351 fg.; N 703; P 742 fg.;
f 121; ß 268, 782; $ 124). Einheimische Pferde wird es wohl gegeben haben,
aber die Rasse wurde vielleicht für anstrengenden häuslichen Dienst nicht ausdauernd
genug gefunden — was man glauben möchte, wenn der Schlag schon damals so zart
war, wie derjenige der classischen Epoche (Parthenonpferde) und der identische heutige.
Auch wurde eine extensive Pferdezucht durch den vorwiegend gebirgigen Charakter
des Landes von selbst erschwert, und importierte fremde Zucht wird dem Landmanne,
wie noch jetzt, zu kostbar erschienen sein. So blieb das Ross der kriegsmäßigen
Verwendung allein vorbehalten, und diese richtete sich natürlich nach der Sitte der
Kriegsführung, speciell nach der Art des Waffenwesens. Der Vornehme jener Zeit
dessen Ehre es war, in Hoplitenrüstung zu Eelde zu ziehen, konnte dazu das Rosse-
gespann gar nicht entbehren. Da Pandaros seinen guten Pferden den harten Felddienst
vor Troia nicht zumuthen wollte, konnte er nach seinen eigenen Worten E 199 fg.
den Krieg nur als Bogenschütze mitmachen, und der alte Neleus fand das einfachste
Mittel, den jugendlichen Nestor an der Theilnahme am Zuge gegen die Epeier zu
hindern, darin, dass er ihm die Rosse vorenthielt (A 7 18 fg.). So war der Adelige genöthigt,
Pferde zu halten und umgekehrt war der Besitz von Pferden das Kennzeichen seines
Standes. Deshalb konnte man den Edlen ottcsdc; nennen und ohneweiters verständlich
übertragend sagen dccp' i7U7rcov aXto; Tttttcov iTC'.ßoavei, obwohl er thatsächlich ja nicht
die Thiere, sondern den Wagen bestieg, weil die Pferde eben das Charakteristische
des Fuhrwerkes waren. Wie die Sprache damit ein Vorrecht bezeugt, so bedient sich
die Kunst der gleichen Ausdrucksform. Will sie in prägnanter Weise zu verstehen
geben, dass eine einzelne Figur als ein Edler gemeint sei, so stellt sie dieselbe auf
ein Rossegespann; und mag sie sonst noch so primitiv verfahren, wie z. B. an den
Jammerwerken der mykenischen Grabstelen, sie hat damit alles gesagt.1)

') Diese Kunsttypik lebt bekanntlich in hellenischer Zeit noch hin und wieder nach, als
 
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