VORWOET.
Wenn zur Begründung der Wahl des vorliegenden Glegen Standes
der Nachweis genügte, dafs Mithradates Eupator hei Mit- und Nach-
welt den Eindruck eines aufserordentlichen Mannes hervorgerufen
hat, so stände mir dazu eine Überfülle von Zeugnissen zu Gebote.
Unter allen Herrschern des Ostens ist dieser kleine König eines
vor ihm fast unbekannten Landes der einzige, der seinen Namen
„der Grofse“ nicht aus Selbstbenennung, sondern aus dem scharf-
blickenden Hafs und der unfreiwilligen Bewunderung seiner Feinde
herzuleiten sich rühmen kann.1) Vierzig Jahre lang lastete er wie
ein Alp auf ihnen und als er starb, erging sich das römische Heer
in Ausbrüchen ungezügelter Freude, das Volk legte Festgewänder
an „als ob mit ihm zehntausend Feinde gestorben wären.“2) Nicht
geringer waren die Ehrenbezeugungen, welche die Staatsmänner dem
grofsen Besiegten zu Teil werden liefsen; Pompeius liefs ihn, „den
tapfersten Fürsten seiner Zeit“, in der Gruft seiner Väter beisetzen
und einige Monate später wurde er von Cicero öffentlich „der
gröfste aller Könige, mit denen Rom je Krieg geführt hatte“, ge-
nannt.3) Dieselbe Sprache finden wir, ein Jahrhundert später, bei
Velleius Paterculus4) und bei Plinius.5) Wenn wir vom Altertum
zur Neuzeit übergehen, wem haften da nicht in der Erinnerung die
Worte Racines, über denjenigen, „dessen Niederlagen fast allein den
1) Sueton, Caesar 35; Eutrop VI, 22.
2) Plutarch, Pompeius 41—42; Appian, Mitlvr. 113; Cicero, De prov.
consul. 11.
3) Appian, Mithr. 113; Cicero, Pro Murena XV, 32: Si äiligenter quid
Mithridates potuerit et quid, effecerit et qui vir fuerit consideraris, Omnibus regi-
bus quibuscum populus Pomanus bellum gesserit, hunc regem nimirum antepones.
Cf. Acad. II, 1, 3: Mithridates, rex post Alexandrum maximus.
4) Veil. II, 18: Mithridates, vir neque siiendus neque dicendus sine cura,
bello acerrimus, virtute eximius, aliquando fortuna, semper animo maximus, con-
siliis dux, miles manu, odio in Romanos Hannibal. Dieser Text ist um so be-
achtenswerter, als er auf Sallust zurüctzugehen scheint (Seneca, De beneficiis
IV, 1, 1: nihil .... magis, ut ait Sallustius, cum cura dicendum).
5) Hist. Hat. XXV, 2, 5: Mithridates, maxumus sua aetate regum.
a*
Wenn zur Begründung der Wahl des vorliegenden Glegen Standes
der Nachweis genügte, dafs Mithradates Eupator hei Mit- und Nach-
welt den Eindruck eines aufserordentlichen Mannes hervorgerufen
hat, so stände mir dazu eine Überfülle von Zeugnissen zu Gebote.
Unter allen Herrschern des Ostens ist dieser kleine König eines
vor ihm fast unbekannten Landes der einzige, der seinen Namen
„der Grofse“ nicht aus Selbstbenennung, sondern aus dem scharf-
blickenden Hafs und der unfreiwilligen Bewunderung seiner Feinde
herzuleiten sich rühmen kann.1) Vierzig Jahre lang lastete er wie
ein Alp auf ihnen und als er starb, erging sich das römische Heer
in Ausbrüchen ungezügelter Freude, das Volk legte Festgewänder
an „als ob mit ihm zehntausend Feinde gestorben wären.“2) Nicht
geringer waren die Ehrenbezeugungen, welche die Staatsmänner dem
grofsen Besiegten zu Teil werden liefsen; Pompeius liefs ihn, „den
tapfersten Fürsten seiner Zeit“, in der Gruft seiner Väter beisetzen
und einige Monate später wurde er von Cicero öffentlich „der
gröfste aller Könige, mit denen Rom je Krieg geführt hatte“, ge-
nannt.3) Dieselbe Sprache finden wir, ein Jahrhundert später, bei
Velleius Paterculus4) und bei Plinius.5) Wenn wir vom Altertum
zur Neuzeit übergehen, wem haften da nicht in der Erinnerung die
Worte Racines, über denjenigen, „dessen Niederlagen fast allein den
1) Sueton, Caesar 35; Eutrop VI, 22.
2) Plutarch, Pompeius 41—42; Appian, Mitlvr. 113; Cicero, De prov.
consul. 11.
3) Appian, Mithr. 113; Cicero, Pro Murena XV, 32: Si äiligenter quid
Mithridates potuerit et quid, effecerit et qui vir fuerit consideraris, Omnibus regi-
bus quibuscum populus Pomanus bellum gesserit, hunc regem nimirum antepones.
Cf. Acad. II, 1, 3: Mithridates, rex post Alexandrum maximus.
4) Veil. II, 18: Mithridates, vir neque siiendus neque dicendus sine cura,
bello acerrimus, virtute eximius, aliquando fortuna, semper animo maximus, con-
siliis dux, miles manu, odio in Romanos Hannibal. Dieser Text ist um so be-
achtenswerter, als er auf Sallust zurüctzugehen scheint (Seneca, De beneficiis
IV, 1, 1: nihil .... magis, ut ait Sallustius, cum cura dicendum).
5) Hist. Hat. XXV, 2, 5: Mithridates, maxumus sua aetate regum.
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