DER FRIEDE VON DARDANOS.
183
den; Archelaos blieb zwei Tage lang halb nackt im Schilfe des
Kopais versteckt, bis er einen Kahn auf trieb 7 der ihn nach Cbalkis
brachte (Herbst 86).J)
VIERTES KAPITEL.
DER FRIEDE VOR DARDANOS.1 2)
Mit der Schlacht von Orchomenos, deren Ausgang das Ergebnis
von Chaironeia bestätigte, war die Herrschaft des Mitliradates in
Griechenland unwiederbringlich dahin; das erhellte klar aus dem
Umstande, dafs Archelaos alle auf die verschiedensten Punkte
Griechenlands zerstreuten Besatzungen nach Chalkis berief.3) Auch
der Verlust Makedoniens konnte nur noch eine Frage kurzer Zeit
sein, denn die wenigen Truppen, welche wahrscheinlich unter Taxiles’
Führung in diesem Lande standen, waren den beiden valerianisclien
Legionen inmitten einer feindlich gesinnten Bevölkerung auch nicht
entfernt gewachsen. In Kleinasien schliefslich war die Sache schon
ganz bedenklich ins Wanken geraten; die Kunde von der Nieder-
lage der Königlichen bei Orchomenos fachte den Mut der aufstän-
dischen griechischen Städte aufs neue an, in Galatien riefen drei
Tetrarchen, die dem Gemetzel des Vorjahres entgangen waren, die
Landbevölkerung zu den Waffen und vertrieben den pontisclien Sa-
trapen Eumachos mit seinen Besatzungen.4) Sogar die alten Pro-
vinzen drohten abzufallen. Der Sohn und Erbe des politischen
Königs, gleich seinem Vater Mithradates genannt, war im Jahre 88
zum Vicekönig der euxeinischen Provinzen ernannt worden und hatte
1) Der Zeitpunkt der Schlackt bei Orchomenos erhellt zur Evidenz .aus
der Darstellung des Plutarch, insbesondere aus der Episode von Meliteia,
welche beweist, dafs der ganze Feldzug in das Consulat des L. Flaccus fällt.
Die gegenteilige Ansicht, welche das Jahr 85 dafür annimmt (Mommsen II, 290
Anm.), beruht auf keinem stichhaltigen Grunde.
2) Hauptquellen: Appian, Müh. 51—63; Plutarch, Sulla 22—26; Lucullus,
c. 2—3; Memnon, c. 34—35; Licinianus, p, 33—35, Bonn.; die Fragmente des
Diodor und des Cassius Dion. Diese Ereignisse waren in den Büchern 82
und 83 des Livius berichtet. Über die Thätigkeit der valerianischen Legionen,
welche Sulla in seinen Memoiren wahrscheinlich mit absichtlichem Schweigen
überging, sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Ebenso kennen wir über die
dem Vertrag von Dardanos vorausgegangenen Verhandlungen blos die ver-
dächtige Version des Sulla.
3) Appian, Müh. 50.
4) Appian, Müh. 46.
183
den; Archelaos blieb zwei Tage lang halb nackt im Schilfe des
Kopais versteckt, bis er einen Kahn auf trieb 7 der ihn nach Cbalkis
brachte (Herbst 86).J)
VIERTES KAPITEL.
DER FRIEDE VOR DARDANOS.1 2)
Mit der Schlacht von Orchomenos, deren Ausgang das Ergebnis
von Chaironeia bestätigte, war die Herrschaft des Mitliradates in
Griechenland unwiederbringlich dahin; das erhellte klar aus dem
Umstande, dafs Archelaos alle auf die verschiedensten Punkte
Griechenlands zerstreuten Besatzungen nach Chalkis berief.3) Auch
der Verlust Makedoniens konnte nur noch eine Frage kurzer Zeit
sein, denn die wenigen Truppen, welche wahrscheinlich unter Taxiles’
Führung in diesem Lande standen, waren den beiden valerianisclien
Legionen inmitten einer feindlich gesinnten Bevölkerung auch nicht
entfernt gewachsen. In Kleinasien schliefslich war die Sache schon
ganz bedenklich ins Wanken geraten; die Kunde von der Nieder-
lage der Königlichen bei Orchomenos fachte den Mut der aufstän-
dischen griechischen Städte aufs neue an, in Galatien riefen drei
Tetrarchen, die dem Gemetzel des Vorjahres entgangen waren, die
Landbevölkerung zu den Waffen und vertrieben den pontisclien Sa-
trapen Eumachos mit seinen Besatzungen.4) Sogar die alten Pro-
vinzen drohten abzufallen. Der Sohn und Erbe des politischen
Königs, gleich seinem Vater Mithradates genannt, war im Jahre 88
zum Vicekönig der euxeinischen Provinzen ernannt worden und hatte
1) Der Zeitpunkt der Schlackt bei Orchomenos erhellt zur Evidenz .aus
der Darstellung des Plutarch, insbesondere aus der Episode von Meliteia,
welche beweist, dafs der ganze Feldzug in das Consulat des L. Flaccus fällt.
Die gegenteilige Ansicht, welche das Jahr 85 dafür annimmt (Mommsen II, 290
Anm.), beruht auf keinem stichhaltigen Grunde.
2) Hauptquellen: Appian, Müh. 51—63; Plutarch, Sulla 22—26; Lucullus,
c. 2—3; Memnon, c. 34—35; Licinianus, p, 33—35, Bonn.; die Fragmente des
Diodor und des Cassius Dion. Diese Ereignisse waren in den Büchern 82
und 83 des Livius berichtet. Über die Thätigkeit der valerianischen Legionen,
welche Sulla in seinen Memoiren wahrscheinlich mit absichtlichem Schweigen
überging, sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Ebenso kennen wir über die
dem Vertrag von Dardanos vorausgegangenen Verhandlungen blos die ver-
dächtige Version des Sulla.
3) Appian, Müh. 50.
4) Appian, Müh. 46.