DIE REGIERUNG.
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die Überläufer und Geflüchteten auszuliefern, das ganze Heer sich
aufzulösen drohte.1 2)
Das Söldnerheer wurde gröfstenteils im letzten Augenblicke,
kurz vor der Kriegserklärung ausgehoben; nähere Bestimmungen
darüber waren wahrscheinlich durch Verträge mit den befreundeten
Völkern festgesetzt. Der Kern des Volksheeres hingegen blieb
ständig unter den Waffen. Während der übrigens wenig zahlreichen
Friedensjahre weilten diese Truppen in grofsen Lagern, wo sie unter
Aufsicht des Königs und seiner griechischen imd römischen Ver-
trauensleute3) eingeübt und in Übung erhalten wurden; auch waren
für die festen Städte der Küste und des Innern sowohl als für die
Bollwerke, welche das Reich rings umgürteten, Besatzungen er-
forderlich. Dergleichen Bollwerke waren z. B. Pimolisa am untern
Halys, an der Schwelle des unabhängigen Paphlagonien, Mithrada-
tion an der Grenze der Trokmer, Kamisa in der Nähe der Quellen
des Halys und, dicht an der kappadokischen Grenze, Kainon-Chorion
(Neuburg), ein wahres Adlernest, das in uneinnehmbarer Lage,
35 Kilometer von Kabeira entfernt, an der Grenze von Kleinarmenien
lag. Nach Erwerbung dieser Provinz wurden in derselben bekannt-
lich zahlreiche Gazophylakien errichtet, deren einzelne, wie Hydara,
Basgoedariza, Sinoreia, Dasteira, von grofser strategischer Wichtigkeit
waren. Einzelne Festungen schliefslich lagen im Tunern des Landes
zerstreut, so Kizari am See Stiphane, Sagylion in Phazemonitis,
Dadasa bei Zela u. a. m.3)
Im Felde umfafste das Heer drei Waffengattungen, Fufstruppen,
Reiterei und Sichelwagen. Nachstehende Ziffern, die natürlich nicht
einwandfrei sind, vermögen einen annähernden Begriff von der
Stärke der Heere und dem Verhältnisse der drei Waffengattungen
zu einander zu geben. Das Heer, welches im Jahre 99 in Kappa-
dokien einrückte, umfafste 80 000 Mann Fufstruppen, 10 000 Pferde
und eine Anzahl Sichelwagen, welche Justinus in lächerlicher Über-
treibung auf 600 angibt.4) Im Jahre 88 zieht Mithradates mit
260000 Fufsgängern, 50 000 Reitern und 130 Sichelwagen zu
Felde.5) Das Heer des Ariarathes und Taxiles im Jahre 87 umfafste
1) Appian, Mith. 98.
2) Justinus XXXVIII, 4.
3) Über alle diese Festungen vgl. Strabon XII, 3, 31; 37; 38—40. Über
Dadasa, Dion XXXVI, 14.
4) Justinus XXXVIII, 1.
5) Appian, Mith. 17. Aufser den 250 000 angeführten Fufsgängern müssen
etwa 10 000 Mann für die Phalanx gerechnet werden. Bei den 50 000 Reitern
sind die 10 000 des Ariarathes einbegriffen.
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die Überläufer und Geflüchteten auszuliefern, das ganze Heer sich
aufzulösen drohte.1 2)
Das Söldnerheer wurde gröfstenteils im letzten Augenblicke,
kurz vor der Kriegserklärung ausgehoben; nähere Bestimmungen
darüber waren wahrscheinlich durch Verträge mit den befreundeten
Völkern festgesetzt. Der Kern des Volksheeres hingegen blieb
ständig unter den Waffen. Während der übrigens wenig zahlreichen
Friedensjahre weilten diese Truppen in grofsen Lagern, wo sie unter
Aufsicht des Königs und seiner griechischen imd römischen Ver-
trauensleute3) eingeübt und in Übung erhalten wurden; auch waren
für die festen Städte der Küste und des Innern sowohl als für die
Bollwerke, welche das Reich rings umgürteten, Besatzungen er-
forderlich. Dergleichen Bollwerke waren z. B. Pimolisa am untern
Halys, an der Schwelle des unabhängigen Paphlagonien, Mithrada-
tion an der Grenze der Trokmer, Kamisa in der Nähe der Quellen
des Halys und, dicht an der kappadokischen Grenze, Kainon-Chorion
(Neuburg), ein wahres Adlernest, das in uneinnehmbarer Lage,
35 Kilometer von Kabeira entfernt, an der Grenze von Kleinarmenien
lag. Nach Erwerbung dieser Provinz wurden in derselben bekannt-
lich zahlreiche Gazophylakien errichtet, deren einzelne, wie Hydara,
Basgoedariza, Sinoreia, Dasteira, von grofser strategischer Wichtigkeit
waren. Einzelne Festungen schliefslich lagen im Tunern des Landes
zerstreut, so Kizari am See Stiphane, Sagylion in Phazemonitis,
Dadasa bei Zela u. a. m.3)
Im Felde umfafste das Heer drei Waffengattungen, Fufstruppen,
Reiterei und Sichelwagen. Nachstehende Ziffern, die natürlich nicht
einwandfrei sind, vermögen einen annähernden Begriff von der
Stärke der Heere und dem Verhältnisse der drei Waffengattungen
zu einander zu geben. Das Heer, welches im Jahre 99 in Kappa-
dokien einrückte, umfafste 80 000 Mann Fufstruppen, 10 000 Pferde
und eine Anzahl Sichelwagen, welche Justinus in lächerlicher Über-
treibung auf 600 angibt.4) Im Jahre 88 zieht Mithradates mit
260000 Fufsgängern, 50 000 Reitern und 130 Sichelwagen zu
Felde.5) Das Heer des Ariarathes und Taxiles im Jahre 87 umfafste
1) Appian, Mith. 98.
2) Justinus XXXVIII, 4.
3) Über alle diese Festungen vgl. Strabon XII, 3, 31; 37; 38—40. Über
Dadasa, Dion XXXVI, 14.
4) Justinus XXXVIII, 1.
5) Appian, Mith. 17. Aufser den 250 000 angeführten Fufsgängern müssen
etwa 10 000 Mann für die Phalanx gerechnet werden. Bei den 50 000 Reitern
sind die 10 000 des Ariarathes einbegriffen.