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Reinach, Théodore
Mithradates Eupator König von Pontos — Leipzig, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.21713#0413
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382

VIERTES KAPITEL.

Mit seinen wenig zahlreichen und minderwertigen Truppen
dachte Mithradates auch nicht einen Augenblick daran , sein Glück
in einer Schlacht zu versuchen; er wiederholte einfach Pompeius
gegenüber die Taktik, die ihm im Vorjahre gegen Lucullus so treff-
lich geglückt war. Er wich langsam ins Innere des Landes zurück,
verbarg seine Bewegungen hinter einer Deckwand von Reitern, be-
unruhigte den Feind, fing seine Proviantzüge ab und verwüstete
vollends das in den früheren Feldzügen schon hart mitgenommene
Land. Pompeius wurde zuerst dieser unaufhörlichen Kreuz- und
Querzüge müde, gab die Fühlung mit dem Feinde auf und warf
sich auf das von Truppen fast ganz entblöfste Kleinarmenien.1)
Aber Mithradates kam ihm zuvor, verschanzte sich auf unzugäng-
licher Höhe und machte mit seinen Schützen und leichten Reitern
die Ebene unsicher. Einen Augenblick ward die Lage der Römer
ebenso kritisch wie vor Kabeira; ihre Fourrageurs wurden regel-
raäfsig abgefangen, Hungersnot brach im Lager aus und schon be-
gannen die Truppen zu desertieren. Unglücklicherweise liefs sich
eines Tages die politische Reiterei in einen Hinterhalt locken, in
welchem Pompeius 500 Pferde und 3 000 Mann leichter Fufstruppen
aufgestellt hatte; sie wurde hier fast vollständig vernichtet und die
Römer wären hinter den fliehenden Reitern ins feindliche Lager
eingedrungen, wenn nicht Mithradates seine Fufstruppen zur Ab-
wehr herbeigeführt hätte.2) Die durch diese Schlappe eingeschüch-
terten Reiter des Mithradates wagten sich nun nicht mehr ins freie
Feld, und so konnten die römischen Proviantzüge ungehindert aus
Kappadokien zufahren. Dann gingen im politischen Lager die
Wasservorräte aus, und Mithradates, der die an den Bergeshängen
verborgenen Quellen nicht zu finden vermochte, mufste seine Stellung
aufgeben.3) Pompeius folgte ihm durch ein wald- und schluchten-
reiches Gebiet, in dem die Schützen und Reiter des Königs nicht
zur Geltung gelangen konnten. Mithradates war somit auf eine
knappe Verteidigung beschränkt und hielt, 6 Meilen vom Lykos,

1) Wenn Dio XXXVI, 47 sagt ig rrjv Aq^evLocv, so ist das offenbar eine
Nachlässigkeit des Ausdrucks; er selber meint kurz nachher: &ts iv vTtrjKocp
%a>Q<x, was nicht zu Armenien pafst. Ähnlich sagt Frontinus II, 5, 33 beim
folgenden Reiterkampfe, in Armenia statt in minore Armenia.

2) Frontinus II, 5, 33. Diesen Kampf berichten ebenfalls Dio XXXVI, 47
und Appian, Müh. 98; doch verlegt ihn letzterer gegen alle Wahrscheinlich-
keit in den Anfang des Feldzugs an die galatische Grenze. Livius erzählte
diesen Kampf gegen Ende des Buches 100 und die nächtliche Schlacht im
Buche 101.

3) Ich folge hier dem Plutarch (Pomp. 32, abgeschrieben vonZonaras). Dio
erwähnt diese Quellen nicht, sondern er führt den Anstofs zum Rückzuge auf
Pompeius zurück.
 
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