Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0084
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münster zu Konstanz

Erneuerung
des Dachreiters

Regere
Bautätigkeit
seit Ende 16. Jh.

getrennt waren. Als das Kapitel die Münsterhütte wieder übernommen hatte, war 1549
Jakob Rosheim aus Straßburg, der „kirchenmurer“ beim Münsterbau, als Steinmetz
tätig, der 1555 im Buch der Konstanzer Unterhütte, die der Straßburger Hütte unter-
stellt war, als Dombaumeister genannt wird. Da dem Kapitel die Mittel selbst für die
dringendsten Aufgaben fehlten, wandte es sich an die Stadt: Der rat solle der Röm.
kais. Resolution nachkommen und dem Kapitel eine ansehnliche Summe zahlen, „die
großen Glocken von nuwem zu hencken oder zu erwarten, daß sy durch den thurn
hinabfallen, die orgel inwendig zerzenkt . . . die hochwacht zu verhuetung großen
schadens in ain besser gebew zu bringen“. 1561 hatte das Kapitel „ain schidmur in
den mittelsten Miinsterthurm hinweggebrochen und ain gatter mit ainer thür in das
loch gemacht und ain Stegen darzu“, damit es jederzeit zu der großen Glocke und Hoch-
wacht gelangen könnte. Die Stadt verlangte die Beseitigung, sonst würde sie selber ein
anderes Gitter anbringen lassen, was aber nicht geschah. 1561 und 62 wurde das Dach
teilweise neu gedeckt, wozu die Hafnermeister Conrad Achhermann, Petter-
locher, Pantrianen, Hullpollten etwa 10000 Dachplatten, Schnittlinge und
Firstziegel lieferten.
Vor allem beschäftigte das Kapitel die Wiederherstellung des Dachreiters mehrere Jahr-
zehnte hindurch. Schon 1566 hatte der Maurer Meister Frantz und der Kanten-
gießer Asmussen Stintzenberger daran gearbeitet und ihn teilweise geändert.
1572 wurden durch den Schlossermeister Joachim Hinderegger die 3 Glöckchen
abgenommen und wieder aufgehängt. Aber 1595 wurde der Dachreiter, weil baufällig,
abgebrochen. Die Protokolle berichten eingehend über den Wiederaufbau, der sich
über 3 Jahre hinzog. Meister Urban Klein hatte 4 Pläne vorgelegt, man entschied
sich für einen Wiederaufbau in den früheren Formen und ließ dazu 45 Eichen aus dem
Wald von Wollmatingen auslesen. 1597 deckte ein Kupferschmied aus Augsburg den
Dachreiter, wozu das Kupfer aus Österreich gekommen war. Am 26. Sept. 1597 ist er
fertig. Aber das Kapitel war mit der Arbeit nicht zufrieden, es sei „hästig werkhlet“.
Der Zimmermann meinte, die Hauptsäule und die Sparren sowie der alte Stuhl seien
schuld. Die Mängel waren so groß, daß man nicht mehr zu läuten bat. Man holte neue
Gutachten ein von den Werkmeistern in Überlingen und Meersburg und verhandelte
mit dem Kupferschmied Hans Arzet. Neues Gutachten durch Meister aus Rottweil
und Appenzell: „daß der alt stuol gut sey“, die Fehler lägen am Glockenstuhl, der
erste Absatz sei nicht recht eingefügt und aufgesetzt, der alte Stuhl sei mit „Creutzbugen“
eingefügt, der neue nicht. Im August ist das Türmlein noch nicht wieder gedeckt. Der
Kostenanschlag belief sich auf 500 fl. Die Arbeit wurde wahrscheinlich durch den
„Kupferschmied von Markdorf“ ausgeführt. 1598 war der Dachreiter fertig
und seine Bekrönung mit Kugel, Kreuz und Engel durch den Maler Ulrich Huettlin
hergerichtet worden (Rs. Reg.).
Ende des 16. Jahrhunderts setzte eine regere Bautätigkeit ein, die' mit Unterbrechungen
sich das ganze 17. Jahrhundert hindurch fortsetzte und der Kirche ihr heutiges Ge-
präge gab. Die nun reicher und fast lückenlos fließenden schriftlichen Quellen, die
aber bisher nur vereinzelt für die Baugeschichte ausgewertet wurden, ergeben eine teil-
weise andere Baugeschichte als man annahm. Bei diesen Bauarbeiten bemühte man sich,

64
 
Annotationen