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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0435
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Ausstattung einst und heute

was die Schule Gerhaerts hervorgebracht“, die von allen Konstanzer Werken in engstem
Kontakt mit Gerhaerts Arbeiten ständen.
Ferner nach Kraus (S.278) im Rosgartenmuseum aus dem Münster ein Schlußstein
mit dem Adler und Maßwerk vom ehemaligen südlichen Münsterportal, aber dort nicht
vorhanden.

Verschwundene Skulpturen

Die wenigen in den Quellen erwähnten verschwundenen alten Skulpturen des Münsters stellen sicher Verschwundene
nur einen kleinen Bruchteil des einstigen Bestandes dar, von dem wir nur mehr oder weniger durch Skulpturen
Zufall Kenntnis haben. — Ein hölzernes Madonnenrelief wird 979 in der Vita des Bischofs Geb-
hard II. genannt, das dieser im Anschluß an eine Traumvision hatte schnitzen lassen. — Eine
Madonnenfigur des 15. Jh. lernen wir aus einer Illustration des Konstanzer Richental-Kodex kennen
(Abb. 37). Sie zeigt die thronende Madonna auf hohem, mit Figuren stehender Heiligen dekoriertem
Sockel, davor ein Opferstock. Die Figur wird von Kraus irrtümlich mit der genannten Figur des
Rosgartenmuseums um 1300 gleichgesetzt.
Eine Kreuzabnahme, von der Heb. Seuse erzählt, die „in geschnitzten Bildern“ auf einem Altar
des Münsters stand (Heinr. Seuse, Deutsche Schriften, Inselverlag, S. 116). — Wundertätiges
Marienbild. Der Konstanzer und Wiener Richental-Kodex zeigen auf der Nordseite des Chores neben
dem Sakristeieingang eine Marienfigur mit seitlichen bemalten Doppelflügeln mit Einzelheiligen.
Der Zeichnung nach könnte die Figur 1. Hälfte 15. Jh. sein. Als wundertätig verehrt und reich
beschenkt, wurde 1468 ihr Schmuck gestohlen. 1636 wurde bei der Erstellung des Fuggeraltares
die Figur über den Eingang zur Konradikapelle versetzt und später neu gefaßt. Vermutlich wurde
sie im 18. Jh. bei der Umgestaltung des Thomaschores entfernt und verschwand. Gröbers An-
nahme, daß es sich bei diesem wundertätigen Marienbild um die Madonna um 1300 handelt, ist
wohl irrig. ■—■ Der Ölberg, im Kreuzgang. Über die Geschichte s. o. Nach Eiselein (S. 204)
war er „aus unförmlichen Steinmassen vorgestellt, worauf man Christus, den Engel und drei
schlafende Apostel kolossal aus Stein gehauen erblickte, und diese Statuen waren bemalt. Über
ihnen schwebte ein Kupferdach, von acht Säulen getragen“. 1490 Erneuerung des Ölbergs. Die
Annahme, daß er 1526 vom Domkapitel abgebrochen, nach Überlingen geschafft und dort auf der
Südseite des Münsters aufgestellt sei, ist falsch, er war in Konstanz geblieben. Schon vor
dem Kreuzgangbrande von 1824 war mit der Barbarakapelle der Ölberg beseitigt. Bergmann
zeigt in seiner Ansicht des Kreuzganges nichts mehr davon. —■ „das marter bild an der sul,
so by der alten uszführung im münster gewesen ist“, wird 1497 den Dominikanern auf ihren
Wunsch hin gegeben (D. Prot. 7234, 113 — Rott, Qu., S. 128). — Die Ausführung Christi. War eine
freiplastische Holzgruppe, die 1503 an Stelle einer älteren trat. Schon 1489 bestand die Absicht
dazu, die 1503 ausgeführt wurde, aber erst 1516 wurde die Fassung der Figuren durch Maler
Michael Haider vollendet (Rott, Qu. S. 28 — J. Hecht in: Oberländer Chronik, Konstanz 1949,
Nr. 3). — Maria im Wochenbett. 1450 stiftete Albrecht Eckart in seinem Testament 20 11. zum
Münsterbau unter der Bedingung, daß zu dem Bilde der Maria im Wochenbett die Flügel gemalt
werden mit einer Darstellung der Drei Könige (Rott, S. 126). — Die Figuren der Münsterpatrone,
innen über dem Hauptportal, Maria in der Sonne, die hll. Konrad und Pelagius, die 1466 unter dem
Werkmeister Vincenz Ensinger auf gestellt waren, mußten bei der Erstellung der Orgel
entfernt werden und wurden bald darnach im Bildersturm zerschlagen (Ruppert, S. 259). Die
Meinung Rotts (S. 98), daß für sie vornehmlich die Werkstatt des Bildhauers Frey in Betracht
käme, ist irrig (Hecht, Forschungen, S. 44). — Der Palmesel, 1487 erstmalig genannt, 1523
Erneuerung durch unbekannten Bildhauer, aber nicht zur Zufriedenheit des Kapitels. Die Figur,
die bis ins 19. Jh. im Erdgeschoß des Südturmes stand, daher „Eselstall“ genannt, wurde im 19. Jh.

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