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Repertorium für Kunstwissenschaft — 5.1882

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Literaturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.62026#0515
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Litteraturbericht. 447

Drange zugewandt waren.« Schon aus diesem Grunde gehört Vittoria Colonna
auch der Kunstgeschichte an und auch diese ist Reumont für das biographische
Denkmal das er dieser Frau setzte, zu hohem Danke verpflichtet. H. J.

Architekiur.

Die Kirchen der Renaissance in Mittel-Italien. Von Paul Laspeyres.
Stuttgart, Spemann, 18381 fe. Lig. 1— 4%.

Paul Laspeyres ist bereits trefflich bekannt durch seine Aufnahmen und
Illustration hervorragender Kirchen Umbriens, dann durch die der Kirche
S. Maria della Consolazione in Todi. Das angezeigte umfangreiche Werk,
dessen Ausgabe begonnen, konnte von dem Autor noch im grossen Ganzen
vollendet, nur die letzte Redaction sollte dem für die Wissenschaft zu früh
Verschiedenen nicht mehr möglich werden. Dieselbe ist aber von einem
tüchtigen Fachgenossen übernommen worden. Die vorliegenden vier Hefte
behandeln die Renaissance-Kirchen in Florenz, Prato, Pistoja, Pescia, Empoli,
S, Miniato al Tedesco, Lucca, Pisa, Siena. Zu dem Trefflichsten gehören die
Aufnahmen und Erläuterungen der Bauten Brunellesco’s. Die gesammte
Litteratur über Brunellesco’s Kuppel in Florenz, die treffliche Arbeit von
Sansone Sgrilli (1733) mit eingeschlossen, bietet keine so ausführliche und
doch präcise Auseinandersetzung des technischen Organismus dieses Werkes, der
constructiven Schwierigkeiten, welche Brunellesco dabei zu überwinden hatte,
wie dies hier in der Arbeit des Laspeyres der Fall ist. Interessant erschien mir
auch die Ansicht des Verfassers über den Bau von S. Spirito. Laspeyres ist der
Meinung, dass die Idee des Baues von S. Lorenzo hier zu vollem freien Ausdruck
gekommen, die Bauabsicht Brunellesco’s in keinem wesentlichen Punkte ver-
kümmert worden sei. Er vertheidigt auch die Kuppel gegen Burckhardt’s Vor-
wurf der Kleinlichkeit, und findet nur das Detail etwas verarmt. Auch das
Baugeschichtliche hat von Laspeyres eine sorgfältigere Behandlung erfahren,
als dies im Allgemeinen bei solchen Publicationen der Fall zu sein pflegt.

Einige Bemerkungen des Verfassers fordern zu Gegenbemerkungen heraus.
Der Verfasser eignet den Bau der Badia zu Fiesole unbedenklich dem Brunellesco
zu; das ist auch allgemeine Annahme, nur Reumont hat im Leben des Lorenzo
Magnifico an L. B. Alberti gedacht. Reumont wurde wohl zunächst durch das
Datum der Inschrift im Oratorium zu seiner Vermuthung gebracht.

Diese Inschrift lautet: Ab ortu salvationis 1462 totam hanc cum omni
suo ornatu et suppelectile molem devicta montis natura Cosmus Medices pater
patriae canonicis reg (ularibus?) propriis sumptibus a fundamentis erexit, quod
ipsi ad grati animi testimonium his litteris posteris mandavere. Ich meine,
dass der Inhalt der Inschrift nicht auf Kirche und Klosterbaulichkeiten , son-
dern nur auf letztere bezogen werden kann; nur diese wurden »a funda-
mentis« errichtet, nur bei diesen mussten bedeutende Terrainschwierigkeiten
überwunden, mit ihnen bei der Anlage gerechnet werden. Wir müssen also
die Vollendung des Klosters auf 1462 fixiren. Damit fällt die Vermuthung
von Laspeyres, die Notiz bei Gaye (I. 550) MCCCCXXX. Convento e chiesa
 
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