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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Die Monogrammisten Albrecht Glockenton und Wolf Hammer in ihrem Verhältniss zu einander
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0018

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Max Lehrs;

Dieser Stich befindet sich im Würzburger Missale von 1481 un-
mittelbar vor dem Kanon. Er ist gewöhnlich, wie das ganze Missale,
auf Pergament gedruckt und hat im Unterrande zwei Zeilen latei-
nischen Text:
Et pace tuä nostris cöcede teporibus et famulü tuü
Epm nrm cü vrh sibi cömissis ab Omi aduersitate custodi.
Passavant hat über dies Blatt eine heillose Verwirrung angerichtet.
Er beschreibt den Stich an drei verschiedenen Stellen, ohne die Identität
der drei Blätter zu bemerken. Zuerst führt er ihn richtig im Werk
des Monogrammisten A G auf und sagt dort, der Stich sei in seinen
Haupttheilen nur eine Copie nach dem schönen niederländischen Stich
des Meisters der Boccaccio-Illustrationen, die späteren Abdrücke auf
Papier seien viel geringer, und später mit dem Monogramm Schon-
gauer’s versehen worden. Diese Bemerkungen enthalten nicht weniger
als drei Irrthümer, denn erstens ist unser Stich keine Copie nach dem
Boccaccio-Meister, sondern Passavant hat vermuthlich auf Grund einer
älteren Notiz die beiden Berliner Abdrücke dem Boccaccio-Meister zu-
geschrieben und sie später richtig dem A G gegeben, ohne zu bemerken,
dass es sich in beiden Fällen um denselben Stich handele. Er hätte
dies schon aus der Uebereinstimmung der angeblichen Abdrucksver-
schiedenheiten ersehen können, denn auch von dem Stich des Boccaccio-
Meisters sagt er p. 274, Nr. 1, dass die späteren Abdrücke von der
retouchirten Platte ein sehr rauhes Aussehen haben und Schongauer’s
Monogramm tragen. — Hier steckt der zweite Irrthum, denn der Ber-
liner Abdruck auf Papier ist der weitaus bessere und frühere, und die
Chiffre Schongauer’s ist eingezeichnet. Von einer wirklichen Abdrucks-
verschiedenheit kann demnach nicht die Rede sein, und auch Passa-
vant’s Angabe auf p. 127, dass die späteren Abdrücke auf Papier ge-
zogen seien, erweist sich als irrig. C. Becker beschreibt den Stich in
Naumann’s Archiv II. 186. 4. nach einem Papierabdruck, der sich in
einem durchaus auf Papier gedruckten Missale von 1481 befand. In
Berlin ist, wie gesagt, der Papierabdruck der frühere und ebenso vor-
trefflich wie der Abdruck auf Pergament in Dresden. Dagegen kommen
Drucke von der stark abgenutzten Platte auf Pergament vor, wie das
Exemplar der Sammlung Eugen Felix bezeugt. — Passavant führt den
Stich dann noch ein drittes Mal p. 220 Nr. 76 unter den Anonymen an
und zwar nach dem Dresdener Abdruck, der sich bis 1883 unter den
anonymen Stichen befand. Er erwähnt dann einen sehr ähnlichen von
Zani beschriebenen Stich im Pariser Cabinet, der im Unterrande noch
eine Inschrift trägt und vielleicht mit dem Dresdener identisch sei. Auch
dieses Blatt ist ein Abdruck der Composition von A G aus dem Missale
 
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