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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Die Monogrammisten Albrecht Glockenton und Wolf Hammer in ihrem Verhältniss zu einander
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0031

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Die Monogrammisten etc.

17

sich um zwei verschiedene Stiche, gründet, beruht auf einem Irrthum
oder Schreibfehler. Der Stich von W /£ H in Dresden ist genau so
breit wie der von A G, und damit ist ihre Identität bewiesen.
Bei dem II. Etat handelt es sich jedoch nicht um einen Abdruck
von der retouchirten Platte im gewöhnlichen Sinne, sondern es ist
höchst wahrscheinlich, dass der Monogrammist A G die Platte des
W A H, welche in seiner Werkstatt entstanden sein mag, noch ehe
viel Abdrücke davon genommen waren, abschleifen liess und sie dann
nur mit Benutzung der Contouren gleichsam von Neuem stach, weil
ihm die Arbeit seines Gesellen missfiel. Dafür spricht wenigstens der
Umstand, dass vom I. Etat nur noch ein einziger, und zwar ausge-
zeichneter Abdruck erhalten blieb, während der II. Etat fast in keiner
öffentlichen Sammlung fehlt und zu den am häufigsten vorkommenden
Blättern des 15. Jahrhunderts gehört. Er figurirt noch heut beinahe
in jedem grösseren Auctionskatalog. — Der Monogrammist A G hat
die Arbeit seines Gesellen ausserdem verbessert. Wie sich seine eigenen
Copien nach Schongauer durch eine so peinliche Genauigkeit auszeichnen,
dass man nur bei sehr sorgfältiger Vergleichung Differenzen zwischen
ihnen und den Originalen findet, so stach er links den Himmel hinzu,
wie er sich auf Schongauer’s Original befindet, und gab dem Ganzen
einen weicheren, harmonischen Gesammtcharakter. Die Pflanzengruppen
rechts im Vordergrund, die sein Geselle willkürlich hinzugefügt hatte,
konnte er allerdings nicht tilgen. Die neuen Abdrücke von der durch
den Meister verbesserten Platte scheinen sich dann, wie ihre grosse
Verbreitung beweist, einer aussergewöhnlichen Beliebtheit erfreut zu
haben. Es gibt Abdrücke von so reiner Schönheit und jenem klaren,
silbergrauen Ton, wie er den besten Abdrücken der Originalstiche des
Monogrammisten A G eigen zu sein pflegt. Von einem solchen köst-
lichen Exemplar der Kreuztragung mit ringsum sichtbarem Plattenrande
in der Sammlung des Prinzen Georg zu Dresden möchte man kaum
glauben, dass es sich um einen Abdruck von der aufgestochenen Platte
handle, wenn dies nicht aus einem Vergleich beider Zustände zur
Evidenz hervorginge.
11. Christus am Kreuz.
Copie nach Schongauer’s Stich B. VI. 129. 22. P. II. 131. 29 9).
12. Christus am Kreuz.
Copie nach dem Stich des Monogrammisten IC. P. II. 139. 15.
105 : 74 mm. PI. P. II. 131.30. Dresden. Hamburg. München. Auct.
Freund (1884) 119 Mk. an das Dresdener Cabinet.
9) Von dieser Copie, die Passavant anführt, habe ich nie ein Exemplar er-
mitteln können.
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