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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Christophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0067

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Aberlin Tretsch, Herzog Christophs von Württemberg Baumeister.

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der Herzog ein Werk, das ihm persönlich besonders angelegen gewesen war,
noch vor seinem Scheiden, das am Ende desselben Jahres erfolgte, glücklich
vollendet sehen; und unser Meister Tretsch hat sich gewiss auch von Herzen
gefreut, als alle die Bedenken siegreich niedergeschlagen waren und ein weiteres
Werk, daran ihm ein so wesentlicher Antheil zukam, ein treffliches Werk,
das in manchen seiner Bestimmungen noch heutiges Tages gilt, zu stände
gebracht war.
In unserer Zeit wäre jetzt für Tretsch ein Orden oder ein »von« vor
den Namen oder wenigstens Titels- und Rangserhöhung gekommen. In jener
immer noch einfacheren Zeit ist davon keine Rede. Tretsch ist sein Lebtag
der einfache »Pawmeister« geblieben. Auch von einer Besoldungsvermehrung
enthalten die Acten nichts, obwohl diese dem Meister, der z. B. 1557 beim
Thiergärtner 10 Gulden und beim Meister Peter Cucki 25 Gulden entlehnen
musste und mit dem Heimgeben der letzteren warten, bis er den Wein, den
er im Haus hatte, verkaufte, gewiss nicht unwillkommen gewesen wäre. Die
Nachfrage des Herzogs 1565, was der Steinmetz zu Neuenstein gehabt habe,
bezog sich sicher nicht auf Aufbesserungsabsichten, sondern auch auf einen
Beitrag zur Bauordnung. Immerhin war schon der Titel Baumeister ein höherer
gegenüber dem gewöhnlichen eines Werkmeisters für die einen Bau ausfüh-
renden Meister. Seiner Bedeutung nach ist derselbe in diesem Falle dem,
was später Baudirector hiess und was wir jetzt Oberbaurath heissen würden,
gleich zu achten. Nur aus einem liesse sich unter Umständen schliessen, dass
wenigstens späterhin noch unserem Meister eine besondere äussere Anerkennung
zu Theil geworden sei. In der K. Bibliothek fand sich nämlich ein inzwischen
ins K. Archiv übergegangener12) Wappenbrief, ausgestellt zu Regensburg,
27. Aug. 1576, von Kaiser Maximilian für Albrecht Tretsch. Das von I S
(Jonathan Sautter) sehr schön gemalte Wappen, das, wie es heisst, hiemit »von
neuem verliehen wird«, zeigt in gelb vier im Quadrat über einander gelegte
schwarze Doppelhaken, in der Mitte des Quadrats von einem achteckigen
schwarzen Stern begleitet. Das Kleinod bildet die Gestalt eines Baumeisters
(Rock schwarz mit gelben Knöpfen und gelbem Kragen, Hut schwarz mit
gelber Stulpe), der die Linke in die Seite stemmt, die Rechte mit einem gelben
Massstab emporhebt. So entschieden nun auch dieses Wappen auf einen
.Baumeister hinweist, ist es mir doch sehr unwahrscheinlich, dass der in jener
Zeit, wie wir sehen werden, wohl bereits dem Tode nahe Mann noch um
das Wappen sich bemüht haben sollte, und es ist mir wahrscheinlicher, dass
der Wappenbrief den gleichnamigen Sohn des Meisters angeht. Bei dem Vater
wäre doch wohl auch eher ein Titel oder dergl. dem Namen beigegeben. Nur
das »von neuem verliehen« lässt schliessen, dass Tretsch selbst schon vorher
ein ähnliches Wappen führte. Das von 1576 führen auch spätere Tretsch.
12) Ich benütze die Gelegenheit, hier den Herren Beamten der K. Bibliothek
und des K. Staatsarchivs für diese und andere Unterstützung bei vorliegender Ar-
beit besonders zu danken.
 
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