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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Chrstophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0068

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Alfred Klemm:

Der Landesbaumeister.
Wir haben schon im Bisherigen Anlass gehabt, auf die volle Bedeutung
der Stellung unseres Baumeisters mit hinzuweisen, dass wir ihn nicht bloss
als den einen fürstlichen Bau leitenden Architekten uns vorstellen dürfen,
sondern als den bautechnischen Berather des Fürsten in allen fürstliche Bauten
betreffenden Sachen. Ueberzeugen wir uns noch näher von dieser Seite seines
Wirkens, nach der wir ihn bei der Ausdehnung der fürstlichen Bauten geradezu
als den Landesbaumeister betiteln mögen, aus den freilich nur wenigen uns
erhaltenen Andeutungen. Er hatte leider eben nicht das Glück, solche reiche
Stösse von Acten hierüber auf unsere Zeit zu vererben wie sein zweiter
Hauptnachfolger Schickhardt.
Abgesehen von der Erwähnung des neuen Baues zu Neuenbürg 1557/58,
wo Joachim Meyer die Hauptleitung gehabt, es sich also mehr um Zimmer-
arbeit gehandelt zu haben scheint, wird uns der erste Blick in eine vielver-
zweigte, Land auf Land ab reichende Thätigkeit unseres Meisters durch den
herzoglichen Erlass aus Waldenbuch vom 12. Nov. 1557, in welchem Tretsch
befohlen wird, auf Asperg, Brackenheim, Weinsberg, Waiblingen, Leonberg,
Schorndorf und Tübingen an die Amtleute zu schreiben, dass sie einen Ueber-
schlag machen sollen darüber, was die angefangenen Gebäude bis zu endlicher
Ausmachung kosten werden, und nachdem er auch von Jochim über Neuenbürg
das erhoben, dem Herzog zu berichten, damit der Herzog danach den Bau-
anschlag für die Bauten des nächsten Jahres richten könne. 1563 sodann
wird einer Badstube auf Schloss Ruck bei Blaubeuren gedacht, zu welcher
Tretsch einen neuen Plan gemacht hat, den Ueberschlag ein Jörg Engel, ver-
muthlich der ausführende Blaubeurer Werkmeister. 1565 sieht der Meister
wegen der Abrechnung des (Schloss-) Baus zu Göppingen und wegen des Baus
in Schorndorf an diesen beiden Orten persönlich nach. Im gleichen Jahr hat
er einen Ueberschlag für neue Bauten in Weinsberg und Neuenstadt einzu-
reichen, auch auf Hohenurach nach den Mängeln nachzusehen. 22. Mai 1568
bekommen Tretsch, Christoph Spindler, Bau-, und Jakob Salzmann, Werk-
meister, Weisungen wegen eines Baues am Schloss zu Böblingen, an der Seiten
im Hof an dem neuen Bau, besonders bezüglich der Thore und des Bronnens.
Im gleichen Jahr hat Tretsch berathend mitzuwirken, da es sich um Errichtung;
eines Denkmals für den Sohn Christophs in der Stiftskirche zu Tübingen durch
Leonhard Baumhauer handelt. Ebenso 1570—73, worüber Wintterlin in seiner
Festschrift wieder das Nähere publicirt hat, bei den Verhandlungen wegen
anderer fürstlicher Grabdenkmäler in Tübingen und wegen Errichtung einer
Brunnensäule im Schloss zu Tübingen. Wir sehen, es sind das nur Spuren
einer weitverzweigten und umfassenden Thätigkeit im Land hin und her, die
neben dem Stuttgarter Schlossbau und neben den Arbeiten für die Bauordnung
als laufende Arbeit herging. Nun erst werden wir auch die Aeusserung Tretsch’s
1557 recht verstehen, er habe jetzt in die zwanzig Jahr alle Jahr bis in die
zwanzig Riss Papier verschrieben und aufgerissen, wobei er namentlich hervor-
hebt, wie er wegen der fürstlichen Bauten ausserhalb Stuttgarts so viel an
 
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