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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Klemm, Alfred: Aberlin Tretsch, Herzog Chrstophs von Württemberg Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0070

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Alfred Klemm:

Er selbst wird noch ein paarmal in den Jahren 1574—76, zuletzt, wie
schon 1568, gemeinsam mit dem 1577 an seiner Stelle auftretenden Jakob
Saltzmann erwähnt bei kleineren Arbeiten an den Stuttgarter Schlossbauten,
auch schon an Vorarbeiten für das grosse Lusthaus. Offenbar war aber jetzt
bei dem schon 1557 sich alt und krank fühlenden Manne nach zwanzig wei-
teren Jahren die naturgemässe Grenze seines Wirkens und seines Lebens
gekommen. Der neue Herzog musste bald auch einen neuen Baumeister
suchen, und fand ihn in Georg Beer. Mit Herzog Christophs gesegneter Re-
gierung aber bleibt fortan verkettet das Andenken seines Baumeisters Aberlin
Tretsch. Hat auch derselbe, wie wir sahen, schon unter Herzog Ulrich seine
Thätigkeit begonnen und hat das Ende derselben sich bis in die vormund-
schaftliche Regierung nach Christophs Tod und bis in die erste Zeit der selbst-
ständigen Regierung von Herzog Ludwig hinein erstreckt: der Glanz- und
Höhepunkt derselben ist mit Herzog Christophs Namen unzertrennlich ver-
bunden.

Nachträge.
1) Mitgetheilt von Herrn Archivsecretär Dr. Schneider: Bezüglich des
ersten Hauses, das Tretsch besass, haben sich noch die Kaufbriefe vorgefunden.
Hienach verkauft 1551 Jörg Boda, Maler, Bürger zu Stuttgart, dieserzeit zu
Backnang sesshaft, dem ersamen »Aberle Dretsch, auch Burger zu Stutgarten«,
sein Haus »in unser Frauen Vorstat zwischen veit steger gelegen, ist ein
Eckhaus« um 350 Pfund Heller, an denen Tretsch baar 100 Pfund zahlt. Am
16. Dec. 1554 aber verkauft »Aberlin Tretsch, mins gnedigen Fürsten und
Herrn Bawmayster und Burger zu Stuttgarten« dem Martin Eyssingrein, Stifts-
keller, »von gemeines stifts wegen« sein Haus, Hofraiten und Garten »in unser
frauen Vorstat an Veit Staiger, ist ein Eckhaus« um 440 Pfund Heller. Nach
einer späteren Bemerkung aussen auf den Kaufbriefen »bewohnt jetzt der
Spitalprediger« das Haus. Wir haben also wohl das erste Haus Tretsch’s in
dem noch vom ersten Spitalprediger bewohnten Haus des Stadtdekanats,
Gymnasiumsstrasse Nr. 27, wiederzuerkennen. So gar vergangen, wie Tretsch
das Haus schildert, kann es, wenn man die beiden Kaufpreise vergleicht, doch
nicht gewesen sein!
2) Mitgetheilt von Herrn Archivassessor Dr. v. Alberti: Einer Correspon-
denz, die zwischen Pfalzgraf Wolfgang bey Rhein und Herzog Christoph vom
16. März bis 16. April 1561 geführt wurde, verdanken wir Aufschluss darüber,
wer unter Tretsch’s Oberleitung ausführender Werkmeister am Schlossbau zu
Göppingen gewesen ist. Der Pfalzgraf bittet darin um Zusendung eines Werk-
meisters zum Bau eines Schlosses in Bergzabern, sei’s nur zur Berathung, sei’s
gleich auch auf ein Jahr zur Ausführung. Die fürstlichen Baumeister, Albrecht
Tretsch besonders, bringen den Meister »Martin Berwart zu Brackhenhaim,
Steinmetz« in Vorschlag. Dieser übernimmt am 2. April 1561 (von Bracken-
heim aus) den Bau unter dem Versprechen, den Bau zu Göppingen mit seinem
vertrauten und geschickten Ballier »nit anders dan er selbs daran wäre« zu
versehen und bittet gleichzeitig über Weisung »wegen des thors und der
 
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