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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Leitschuh, Franz Friedrich: Die Bambergische Halsgerichtsordnung: Ein Beitrag zur Geschichte der Bücherillustrationen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0078

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64

Franz Friedrich Leitschuh:

„Kicfyt wir nad? bifes budjes lere
Pomit rerwar wir feel urtb ere."
Neben diesem sind auf dem Bilde noch vier Spruchzettel angebracht. Die hier-
auf folgenden Artikel — von xcv bis cxxiij — handeln „Don befitjung (!) r>nb
befem / tung bes entließen gericfyts." Auf der Vorderseite des xxxiiij Blattes
sehen wir, wie ein Delinquent zum Tode geführt wird. Der Spruchzettel hat
folgenden Inhalt:
„Wo bu gebult Ijaft in ber peyn
So wirt fte bir gar nutjlid? fein
Parumb gib bid? willig barein"
Die Rückseite bringt den Artikel: „Don beyccfifen onb vermanen / und] ber
uerurteylung." Blatt xxxv hat zwei Holzschnitte: auf der einen Seite begegnen
wir dem nämlichen, der schon auf dem Titelblatte Anwendung gefunden hat,
auf der anderen wird uns die scharfrichterliche Thätigkeit auf dem Raben-
steine vor Augen geführt. Im Hintergründe ist man darüber, einen Verbrecher
zu rädern, während vorne ein solcher unter dem Beistände eines Priesters
geduldig den (oder die?) Schwertstreich erwartet. Ueber diesem Bilde steht:
„Wem trewe ftraff nit bringet frucht
Per fumpt bief in bes meyfters jucfyt
Pes werd nnb jeug wirt fyie an^eygt
Wol bem ber fid; 311 tugent neygt"
Das darauffolgende Blatt bringt: „<Ein vorrebe wie man mifftat peynlid)
ftraffen fol." Die Artikel cxxvij bis cxxxj handeln davon: „wie gotfjfcfywerer
ober gotfplefferer geffrafft werben follen"; Art. cxxxij bis cxxxv von der:
„Straff ber jljenen, fo bie Komifcfyen Keyfer= / liefen ober Königlichen maieftat
leftern"; Art. cxxxvj bis cxl von der: „Straff ber llluntjfelfter"; Art. cxlj
bis cxlviij von der: „Straff ber vnfeufcb, fo wiber bie natur gefcfyicfyt"
u. s. w. u. s. w.
Die Rückseite des Ixiiij Blattes bringt, nach langer Pause, wieder einen
Holzschnitt: vor dem Richter liegt auf der Bahre ein meuchlings Ermordeter;
drei geschworen Schöpffen berathen, auf der Bank sitzend, lebhaft, wie das
»leibzeichen« zu nehmen sei. Zu Häupten des Ermordeten steht der Gerichts-
büttel, welcher seine Haube in der Hand hält.
Oben auf dem Zettel lesen wir:
„Welcher rnuerurfadjt
Pife leycb f?at gemacht
Sol fomen in bie morbtacfyt."
Dann folgen die Artikel ccxxix bis eexlix, in welchen angegeben wird, „wie
man einen morber ober tobffd^leger / in bie nwrbtacht erfennen fol." Der
nächste Holzschnitt stellt einen in behaglicher Ruhe am Tische sitzenden
Richter dar, neben welchem zwei Männer Platz genommen haben, deren einer
dem augenscheinlich reichgespickten Beutel eine hübsche Summe Geldes ent-
nommen hat und also dazu spricht:
„fjerr ber Hinter tugentreyd?
Saft alle, coftung rechen gleyeb."
 
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