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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0130

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Litteraturbericht.

sehen von jedem sachlichen Hinderniss — schon aus dem formellen Grunde
unmöglich gewesen, weil bis heute leider weder die definitive Aufstellung, noch
eine fortlaufende Numerirung der Objecte durchgeführt ist.
Wenn wir nun auch gegenüber dem (bisher bestandenen »absoluten
Nichts« die Verdienstlichkeit der Leistung des Verfassers anerkennen müssen,
so hätte er diese — sogar innerhalb der selbstgesteckten Grenzen — doch noch
bedeutend steigern können, wenn" er zum ersten die Maasse der einzelnen
Kunstgegenstände aufgenommen und zum zweiten ihrer Beschreibung grössere
Ausführlichkeit, beziehungsweise mehr Präcision gewidmet hätte. Ueber die
Nothwendigkeit der ersteren Forderung ist kein Wort weiter zu verlieren.
Was aber den zweiten Punkt betrifft, so beschränkt der Verfasser seine Be-
schreibungen mit ganz vereinzelten Ausnahmen auf eine möglichst kurze An-
gabe des Gegenstandes der Darstellung, zumeist ohne weiter die charakteristischen
Momente der Composition zu präcisiren, oder wenn er es ja ausnahmsweise
einmal thut, ohne dadurch dem Gedächtniss des Lesers in irgend wirksamer
Weise zu Hilfe zu kommen. Man vergleiche in letzterer Beziehung z. B. die
Beschreibung der Büste Giovanni’s de Narni — S. 119 oben, als busto virile
angeführt — oder des Beliefs von Ben. da Bovezzano, S. 139. Dagegen ist
die durchgängige Wiedergabe von Jahreszahlen, Künstlersignaturen und son-
stigen Inschriften, sowie die Beifügung von Notizen, welche sich auf die Ent-
stehungszeit, Provenienz und bisherige Geschichte der einzelnen Stücke beziehen,
dankbar anzuerkennen, um so mehr, da der Verfasser hierbei grösstmöglichste
Sorgfalt walten liess. Uns wenigstens ist darunter — soweit wir sie control-
liren konnten — nur ein irrthümliches Datum begegnet: der trunkne Bacchus
Michelangelo’s kam nicht 1584, sondern schon 1572 in den Besitz des Car-
dinals Ferdin. Medici. —
Auch die Attributionen der einzelnen Objecte — wir beschränken uns
in den folgenden Bemerkungen auf die Sculpturwerke — zeigen, dass dem
Verfasser die Resultate der neueren Forschungen auf diesem Gebiete im All-
gemeinen nicht unbekannt geblieben sind. Um so unbegreiflicher muss es
dann erscheinen, wenn für Werke, wie die bekannte Faunsmaske und das Relief
des Martyriums des hl. Andreas, die Autorschaft Michelangelo’s aufrecht erhalten,
dagegen der sterbende Adonis, der doch heute allgemein als ein unzweifel-
haftes Werk des Meisters anerkannt ist, nur als »ihm zugeschrieben« aufge-
führt wird. Daneben ist uns weniger auffallend, dass ein Relief von Adam
und Eva und eine männliche Büste (angeblich Willib. Pirkheimer), ohne dem
leisesten Zweifel Raum zu geben, als Werke Dürer’s verzeichnet sind. Wirkt
doch das bekannte Monogramm des Meisters auf Arbeiten ähnlicher Art selbst
heutigentags noch in deutschen Landen wahre Wunder der Gläubigkeit; —
um so eher ist dies den Kunstkennern jenseits der Alpen zu verzeihen, für
die ja — die seltensten Ausnahmen abgerechnet — des Meisters Art ein mit
sieben Siegeln verschlossenes Buch bleibt. Dieselbe Bewandniss hat es natür-
lich auch mit der S. 104 ihm zugeschriebenen Holzstatuette des Täufers. —
Bei Aufführung der Niellen der Kreuzigung und Himmelfahrt ist wohl in einer
Anmerkung auf die Einwände hingewiesen, die neuerlich Milanesi (und lange
 
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