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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0134

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120

Notizen.

wir uns jetzt damit trösten, dass ein gütigeres Geschick ihm wenigstens nahezu
36 Lebensjahre gegönnt hat, freilich immer noch nicht genug, um ihn auf
der vollen Höhe seiner Kraft und Reife ankommen zu lassen.
Woher kam nun aber das falsche Todesjahr? Merkwürdiger Weise geht
es auf die Familie Schick’s selbst zurück. Schon bei der Todesanzeige für
das Kirchen-Register wurde das Jahr 1779 als Geburtsjahr angenommen. Man
sieht dies an dem Eintrag: »Fr. Gottlieb Schick, Maler, am Schlagfluss, alt
32 J. 9 M.« (statt genauer: 8 Monat 22 Tag). Ferner lesen wir in dem im
Namen der Wittwe und Kinder von Schick’s Schwager, dem Rathsverwandten
(Weinhändler und Schenkwirth) Erbe erlassenen Trauerbrief in der Schwäbi-
schen Chronik vom 10. Mai 1812: »Stuttgart den 8. Mai 1812. Gestern Abend
zwischen 8 und 9 Uhr starb der Maler Gottlieb Schick im 33. Jahre seines
Alters«. Nun war allerdings Schick’s Mutter schon im Jahr 1789 und sein
Vater im Jahr 1790 gestorben, aber es lebten damals, und zwar in Stuttgart
ansässig, zwei ältere Brüder und eine ältere Schwester, die letztere die Frau
des genannten Erbe. Man ist versucht zu glauben, dass Schick sich selbst
für drei Jahre jünger gehalten hat als er war, denn seine Frau hätte doch
gegen das falsche Alter protestiren müssen, wenn sie es nicht von ihm selbst
so gehört gehabt hätte. Und doch hatte Schick (s. Haakh, Beiträge S. 215
u. 218) im Jahr 1806 aus Veranlassung seiner Verehelichung einen Taufschein
nach Rom kommen lassen! — Der Fall ist für »exacte Biographie« sehr lehr-
reich und ich kann es mir nicht versagen, künftige Darsteller von Schick’s
Leben noch auf eine schöne Gelegenheit zu einem neuen »Hereinfall« auf-
merksam zu machen: Im Stuttgarter Kirchen-Register von 1774. findet sich
unterm 4. September als Geburts- und 5. September als Tauftag ebenfalls ein
»Christian Gottlieb« des Schick’schen Elternpaares eingetragen, ein älteres
Brüderchen unseres Malers, welches vor 1776 gestorben sein muss — in dem
gedruckten Kirchen-Register jener Zeit kommen nur die erwachsen Verstor-
benen — und nach damaliger Sitte seine Vornamen auf den nächstkommenden
männlichen Sprossen vererbte.
Bekanntlich spuken, um dies hier anzureihen, auch falsche Todesdaten
Schick’s in der Kunstgeschichte. Die Geschichten der Malerei von Kugler und
von Görling haben als Todesjahr 1818, statt 1812; sodann gibt, ich kann
mir nicht denken woher oder warum, statt des 7. Mai, den schon der
Morgenblatt-Nekrolog richtig nannte, Eggers (S. 137) den 11. April als Todes-
tag, was vielfach, z. B. von Seubert in seinem Künstler-Lexikon, von dem
Meyer’schen und dem Brockhaus’schen Conversations-Lexikon, auch von Haakh
(S. 30, aber berichtigt S. 300) nachgeschrieben wurde. Der 7. Mai 1812 ist
durch das Kirchen-Register bestätigt. A. Wintterlin.
[Ein zeitgenössisches Urtheil über Raphael u. Mich elangelo.]
Die Ephemerides historicae des Cornelius de Fine enthalten in ihrem ersten Theile,
der die Jahre 1511 bis 1531 behandelt, gelegentlich des Todes Raphael’s eine
Abschätzung dieses Künstlers im Vergleich zu Michelangelo. Sie ist schon dess-
halb von hohem Interesse, weil sie zeigt, dass man der Meinung war, Raphael
 
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