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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Frimmel, Theodor von: Carl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0162

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132

Dr. Theodor Frimmel:

des Benedetto Gastiglione diesem Meister zugeschrieben war. Es lässt sich aber
beweisen, dass es nicht von Gastiglione, sondern von Andreas Ruthart gemalt
ist, wodurch nicht nur ein beglaubigtes Werk des letztgenannten gewonnen ist,
sondern auch klar wird, dass er ein dem Gastiglione verwandter Maler war.
Auf dem Oldenburger Bilde erblicken wir in der Mitte David, der auf
einer kleinen Bodenerhebung sitzt. Mit der Linken hält er eine kleine Harfe.
Sein Haupt bedeckt ein Barett. Die Harfe endigt rechts oben in einem dicken
Schnörkel. Im Vordergründe hat sich David’s Heerde gelagert. Fast die
ganze rechte Hälfte des Vordergrundes nimmt ein Rind ein, das mit dem Kopf
gegen die Mitte gekehrt ist. In der Mitte des äussersten Vordergrundes liegt
ein Schaf, mit dem Kopf nach rechts gekehrt; hinter demselben zwei andere
Schafe in anderen Stellungen. Zur äussersten Linken steht ein Hund. Neben
diesem rechts ein Korb, der Notenrollen enthält. Links vom Hintergründe her
nähert sich eilends Samuel. Seine Rechte stützt sich auf einen langen Stab.
Die Linke scheint den Mantel zu halten, von welchem der Wind zwei grosse
Zipfel nach rechts hin weht. Im Mittelgründe rechts zwei Baumstämme sich
überschneidend; dahinter ein Kameel, dessen Kopf ganz nahe an der Harfe
sichtbar ist. Das Bild ist mit Figuren überfüllt. Breite 1,73, Höhe 1,20. —
Nach Angabe des Kataloges kam das Gemälde im Jahre 1804 in die Olden-
burg’sche Sammlung aus dem Besitze des Directors Tischbein, der seinerseits
seine Gemälde von 1782 bis 1799 in Italien (besonders Rom und Neapel)
zusammengebracht hatte.
Nun existirt aber ein Stich, der genau dieselbe Darstellung
bringt, dessen Unterschrift aber aussagt, dass er nach einem Originale des
Andreas Ruthart ausgeführt sei. Es heisst dort: »Pittura di Andrea
Ruthart posseduta dalla nobil Famiglia Manfrotti A. S. Samuele.« Ich kenne
zwei Zustände dieser Radirung in Quer-Folio. Beide tragen den Titel: »Davide
unto in re dal Profeta Samuele«. Der eine Etat hat ausserdem im Unterrande
folgende Inschrift: »tulit ergo Samuel cornu dei . . . Reg. Gap. 26 v. 13«,
worauf folgt: »Pittura di Andrea Ruthart . . .« (wie oben). Rechts unten,
nahe dem Stichfelde, in kleiner Schrift lesen wir: »Pietro Monaco7) del. scol.
e formo in Venezia.» Dieser Zustand befindet sich im Pariser Gabinet.
Der andere Etat gibt keinen Künstler- und Stechernamen, dafür rechts
unten nahe dem Plattenrande die Adresse: »Appo Innocente Alessandri e Pietro
Scattaglia in Venezia.« Etwas höher die Verlagsnummer »100«. Dieser Zu-
stand befindet sich in der Albertina.
Auch Nagler kannte zwei Zustände von dieser Radirung, die er flüchtig
charakterisirt. Im ersten Drucke steht: »Davide unto Re dal Profeta Sa-
muele« etc.; im zweiten auch noch die Adresse: »Appo Innoc. Al. e Piettro
Scattaglia . . .« Es scheint, dass Nagler dieselben zwei Zustände meint, die
ich oben unterschieden habe.

7) P. Monaco war Zeichner und Stecher; geb. 1710 zu Belluno. Todesjahr
unbekannt. Er arbeitete noch 1763 und stach nach einigen Bildern, die sich jetzt
in der Dresdener Galerie befinden. (Nagler.) '
 
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