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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Frimmel, Theodor von: Carl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0163

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Carl Andreas Ruthart.

133

Das hiemit als Werk des Andreas Rotbart nachgewiesene Gemälde in
Oldenburg zeigt also viele Analogien mit Bildern des B. Gastiglione, desgleichen
einige mit flüchtigeren Arbeiten des Carl Ruthart, so dass die Differenzen, die
zwischen den bezeichneten Bildern Carls und dem Oldenburger Bilde zu beob-
achten sind, kein absolutes Hinderniss dafür abgeben würden, das Oldenburger
Gemälde als Werk Carls anzunehmen.
Der wuchtigere Anhaltspunkt für die Vereinigung von Carl und Andreas
in eine Person ist aber unleugbar der, dass sich auf einem Bilde, welches
unzweifelhaft als Werk Carls anerkannt werden muss, die Bezeichnung:
»CA : AND : RVTHART fecit« findet. Dieses Bild ist Nr. 418 der Galerie
Pitti, ein grosses Breitbild, das weiter unten zu beschreiben sein wird.
Zu beachten sind hier auch die zwei Bilder von Gar] Ruthart bei Nostiz
in Prag. Sie tragen die Bezeichnung »C A«, darunter »Ruthart«, die wohl
nicht anders als auf Carl Andreas gedeutet werden kann.
Eines ist also zunächst zweifellos: dass nämlich der gewöhnlich als Carl
Ruthart geführte Meister eigentlich Carl Andreas Ruthart geheissen hat. Ziehen
wir nun das Resultat heran, das vom Oldenburger Gemälde gewonnen wurde,
so erscheint die Annahme nicht gewagt, Carl und Andreas Ruthart seien
identisch.
Nun wird es auch einigermassen erklärlich, wie Gastiglione und »Carl«
Ruthart gewisse Analogien in der Gomposition, in der Wahl der Stoffe, endlich
in der Malweise selbst zeigen. Carl Andreas Ruthart stand eben einige Zeit
unter dem Einflüsse des Gastiglione. Am deutlichsten zeigt sich dies an dem
Oldenburger Bilde. Was von den erhaltenen Gemälden »Carls« keinen Ein-
fluss des Gastiglione zeigt, wird man der Zeit nach so weit als möglich vor
dem vorausgesetzten Umgänge mit Gastiglione ansetzen müssen. Derlei Bilder
sind wohl vor jenem Umgänge entstanden8)- Sollte es sich bestätigen, dass
Carl und Andreas dieselbe Person sind, so liesse sich folgende kurze Lebens-
beschreibung desselben zusammenstellen:
Carl Borromäus Andreas Ruthart, vorwiegend Thiermaler, auch Historien-
maler, stammt höchst wahrscheinlich aus Süddeutschland, geht vielleicht nach
Rom und verkehrt dort mit der Schilderbent. 1664 war er in Regensburg.
In den 60er Jahren malt er seine meisten fein und sorgfältig ausgeführten
Thierstücke (die früheste Datirung: 1663, kommt auf einem Bilde in Pest vor).
Im Jahre 1672 taucht er wieder in Italien auf und zwar in Venedig, wo er
mit einem Hopfer (vielleicht mit Wolfgang Ludwig Hopfer) aus Nürnberg in
Verbindung stand. In Italien wird er auch mit Gastiglione bekannt, dessen
Bilder ihn stark beeinflussen. Seine Malweise wird breiter. Das Bild mit der
8) Bezüglich der erwähnten Analogien sei daran erinnert, dass beide nicht
selten das Thierstück mit der biblischen Scene verbinden (Castiglione’s in Genua,
Ruthart’s Paradies, ehemals bei Zschille, der David). Gewisse Analogien der
Technik möchten an den kleinen Castiglione’s der Uffizien-Galerie zu beobachten
sein, besonders an Nr. 1042 (S. 173 des italienischen Kataloges) »La maga Circe
con i compagni di Uüsse.« Rmthart hat überdies auch denselben Stoff auf einem
grösseren Bilde behandelt (Dresdener Galerie).
 
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