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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Frimmel, Theodor von: Carl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0165

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Carl Andreas Ruthart.

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dringen und die einzelnen Haare und Haarbüschel trefflich nachbildet10). Das-
selbe Vorgehen beobachtet Ruthart mit hellem Impasto auf dunkler Unterma-
lung. Hie und da wird seine Malerei dadurch spitz und hart. Er weiss die Felle
aber auch weich und breit zu behandeln, wie das ebenfalls auf unzweifelhaften
Werken seiner Hand zu gewahren ist.
Ruthart hat eine grosse Anzahl von Rärenhetzen und Hirschjagden ge-
malt; auch Bilder mit Löwen, Leoparden, Ebern sind von ihm häufig ebenso
wie solche mit ruhenden Hirschen; ein im Dunkel des Vordergrundes heran-
schleichender Fuchs gehört zu seinen Lieblingsmotiven. Ruthart ist übrigens
in seinen Thierstücken ausserordentlich vielseitig. Exotische Thiere stellt er
mit derselben Naturtreue dar, wie einheimische, so dass man zu der Ver-
muthung gedrängt wird, er hätte gründliche Studien in Menagerien angestellt.
Mit der Anatomie der Thiere, die er darstellt, scheint er, soweit sie Knochen
und Muskeln angeht, vertraut zu sein, wie denn die verständnissvolle Behand-
lung des Kniegelenks hervorgehoben zu werden verdient. Bemerkt sei auch,
dass Ruthart auf seinen Bildern mit grossen Raubthieren gut gezeichnete
Pferdeschädel anzubringen pflegt.
Die menschliche Figur beherrscht Ruthart nicht ebenso wie die Thiere.
Die einfachsten Fälle machen ihm da Schwierigkeiten. So vermeidet er denn
so viel wie möglich, den Menschen in seine Bilder einzuführen. Meist kämpfen
die Thiere allein unter einander oder sie ruhen, ungestört vom Treiben der
Menschen. Der Jäger bleibt im Hintergründe, wogegen das verfolgte Wild
den besten Platz im Vordergründe erhält. Die Hirten, die auf einem Bilde
bei Liechtenstein und auf einem in der Wiener Akademie im Vordergründe
vorkommen, verstecken förmlich sich und ihr Gesicht. Auch ist der mensch-
liche Schädel, der auf einem der Ruthart’s bei Liechtenstein vorkommt, ohne
Verständniss für Anatomie gezeichnet.
Weitere Eigenthümlichkeiten des Meisters werden sich bei der Durch-
sicht des beschreibenden Verzeichnisses seiner Werke ergeben, das ich hier
folgen lasse. Es ist nach den Oertlichkeiten zusammengestellt. Eine gewisse
Ungleichmässigkeit der Angaben ist dadurch entstanden, dass ich für einige
Bilder genöthigt war, ältere Aufschreibungen zu benützen, unter denen einige
aus der frühesten Zeit meiner kunsthistorischen Studien herstammen. Um
durch die Verwendung dieser Notizen nicht die ganze Arbeit zu entwerthen,
wurde jede ältere Aufschreibung als solche kenntlich gemacht. Links und
rechts gilt vom Beschauer aus.
Alton Tower (bei Earl of Shrewsbury) nach Waagen drei Bilder:
»Ruthart. Eine Bärenhetze. In Kraft und Wärme der Farbe, im Fleiss
der Ausführung ein Hauptbild. Zwei andere sind von gewöhnlicher Art.«
(Kw. u. K. in England II. Th. S. 466 damit übereinstimmend in Treasures
of Art in Great Britain III. 387 “).
10) Diese Beobachtung ist schon angedeutet im Schäfer’schen Buche über die
Dresdener Galerie »Beschreibung und Erläuterung sämmtlicher Gemälde der König!.
Galerie . . . .«
u) Diese Bilder kenne ich nicht aus eigener Anschauung, ebensowenig als
 
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