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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Ueber die Passion des Meisters E. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0182

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152

Max Lehrs:

Die Passionsfolge, von der nur zwei vollständige Exemplare in Gotha
und Dresden bekannt sind, wird zuerst von Heinecken (Neue Nachrichten I.
306. 48.) erwähnt, und zwar unter den Anonymen, denen er alle unbezeich-
neten Blätter des E S beizählt. Bartsch kannte nur vier Blatt aus eigener
Anschauung, von denen ihm drei (B. 19, 20 und 26) in der Wiener Hof-
bibliothek vorlagen; das vierte (B. 15.) befand sich in der Sammlung des
Grafen Fries. Er glaubte jedoch auf das Vorhandensein der übrigen acht, die
er nicht gesehen hatte, schliessen zu können und führt unter Nr. 16. 17.
18. 21. 22. 23. 24. die in anderen Passionen bräuchlichen Darstellungen auf,
jedenfalls ohne dass ihm bestimmte Mittheilungen über dieselben zu Gebote
standen, da er auch von einer Beschreibung absieht. Hierdurch veranlasste
er eine noch grössere Gonfusion, denn sein Nachfolger Passavant hielt die
Gesammtzahl der Blätter für unbestimmt und beschreibt 9 Blatt, welche —
wie er meint — Bartsch unbekannt geblieben seien. Dabei ging er von der
Voraussetzung aus, dass die 12 von Bartsch citirten Blätter thatsächlich exi-
stiren. Diese Voraussetzung ist jedoch irrig, wie nachstehende Zusammen-
stellung beweisen wird:
1. B. 15. Gebet am Oelberg. Paris.
2. B. 16. P. 16. Gefangennahme.
3. P. 16b. Christus vor Herodes recte: »Christus vor Pilatus« und
identisch mit B. 20. London. Paris. Wien, Hofbibi.
B. 17. Christus vor dem Hohenpriester, existirt nicht.
4. B. 18. P. 18. Geisselung. Berlin. Dresden, Samml. des Prinzen
Georg. London. Paris.
5. B. 19. Dornenkrönung. Paris. Wien, Hofbibi.
B. 20. Christus vor Pilatus. Vergl. Nr. 3.
B. 21. Christus dem Volke gezeigt, existirt nicht.
6. B. 22. P. 22. Kreuztragung. Leipzig. Paris.
7. P. 22 b. Entkleidung.
8. B. 23. P. 23. Kreuzigung recte »Christus am Kreuz«.
9. P. 23 b. Kreuzabnahme.
10. B. 24. P. 24. Grablegung.
B. 25. Höllenfahrt, existirt nicht.
11. B. 26. Auferstehung. Wien, Hofbibi.
12. P. 26b. Christus erscheint der Magdalena. London.2)
Demnach besteht die Folge nur aus 12 Blatt, und dass diese 12 Blatt
in Gotha genau dieselben Gompositionen enthalten wie in Dresden, habe
ich durch einen Vergleich mit Reproductionen der Dresdener Stiche gesehen.
Der »Christus vor Herodes«, den Passavant nur in Gotha sah, ist auch in
Dresden vorhanden, wo er nur die richtigere Bezeichnung: »Christus vor
Pilatus B. 20.«3) trägt. Dass die von Bartsch vermuthungsweise citirten
Blätter Nr. 17, 21 und 25 überhaupt nicht existiren, steht äusser allem Zweifel,
2) Von Passavant noch ein zweites Mal p. 53. Nr. 134. aufgeführt.
3) Die Darstellung bezieht sich auf Matth. 27. 19.
 
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