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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Lehrs, Max: Ueber die Passion des Meisters E. S.
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0185

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Ueber die Passion des Meisters E S.

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desselben herrühren. Es ist ein alter Erfahrungssatz, den ich noch stets er-
probt gefunden, dass nur originelle Talente zur Nachahmung reizen, nie-
mals aber obscure Manieristen oder selbst nachahmende Künstler. Fast
jedes Blättchen des Meisters E S wurde von schwächeren Zeitgenossen nach-
gestochen, und die Zahl der Schongauer-Copien ist Legion. Aber man wird
nicht drei alte Gopien nach Israhel van Meckenen nachweisen können, ob-
gleich uns von seinen Originalen gegen 500 Stiche erhalten sind. Er war
eben selbst prävalirend ein Imitator und Gopist.
Was endlich die Wasserzeichen anlangt, welche sich in den 12 Passions-
blättern finden, so sind dieselben leider, wie zumeist bei Stichen so kleinen
Formates, nur Fragmente, die sich schwer deuten lassen. Bei dem Exemplar
in Gotha hat kein einziges Blatt ein Papierzeichen. In Dresden enthalten die
Blätter 1, 9 und 11 Fragmente, die sich nicht bestimmen lassen. Aus dem
letzten könnte man allenfalls einen Ochsenkopf heransdeuten, es wäre aber
damit gar nichts gewonnen, da die Dresdener Abdrücke jedenfalls nach des
Meisters Tode von dem Retoucheur der Platten genommen wurden. Von
Wichtigkeit könnte nur die Auffindung von Wasserzeichen in reinen Drucken
des I. Plattenzustandes sein, und wenn sich in einem derselben die Weintraube
mit 32 Beeren ohne durchgehenden Mittelstiel fände, was die Vorstände der
öffentlichen Kabinete leicht prüfen könnten, so wäre das allerdings ein Beleg
für die Richtigkeit vorstehender Ausführungen sowohl, wie meiner Beobachtung,
dass dies Wasserzeichen neben einem kleinen Ochsenkopf mit Stange und
Stern in den guten Abdrücken der ältesten Stiche des Meisters E S am
häufigsten gefunden wird.
 
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