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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Dahlke, Gotthilf: Romanische Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0197

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Romanische Wandmalereien in Tirol.

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mit der geraden Nase verbunden, der Mund durch einen schiefen, zwei Genti-
meter dicken Strich, die Augen durch rothe halbverwischte Punkte bezeichnet,
die gelben Haare ohne Rieselung von rothem Bogen umsäumt. Wie der
Künstler auf diesem Grundriss die feinere Ausgestaltung der Organe bewirkte,
das ist auf dem fahlen Mörtelgrunde nicht zu unterscheiden. Der offene Mantel
über blassgrüner enger Aermeltunica trägt mit den Haaren und dem Nimbus
gleichen Farbenton, der Stoff wird von der Linken an den Leib gedrückt, in
rundliche Bögen und dreieckige Windungen gefaltet und lässt an dem aufge-
rollten Ende weder eine abweichende Farbe der Innenseite, noch eine Ver-
tiefung der Brüche durch dunklere Schattirung erkennen.
Gegenüber hat Maria den Kopf zur Seite, wie im Aufblick nach dem
Haupt des Sohnes, gewendet, den Scheitel von weissem, rothumsäumtem Tuch,
dessen Ende in einfachen Windungen niederhängt, die Glieder mit dunkel-
braunem Mantel verhüllt, den beide Arme auseinanderschieben, eine gelbe
Schliesse mit rothem Umriss zusammenhält. Ihre Finger umfassen die Spitze
eines Schwertes, das die Brust verwundet, mit gerader Stange auf der Schulter
lehnt und den Seelenschmerz der Trauernden versinnlichen soll. Kräftig rothe,
bis einen Gentimeter breite Striche begrenzen die Falten des Mantels, dessen
Golorit durch wiederholten Ueberstrich der groben Farbe hier und da eine
Vertiefung des Tons, in der gelben Innenseite das Streben nach malerischem
Gegensatz enthüllt.
Neben dem Jünger hält ein Bischof die Rechte segnend erhoben, den
gelben Stab mit viereckigem Knopf und ringförmiger Krümme in der Linken
und trägt eine niedrige Mitra mit braunem Titulus und Stirnreif auf dem
Haupt. Niederrieselndes Wasser hat das runde Angesicht verwaschen und
die rothe Umrisslinie der Wangen und Haare, der Hände und Finger, denen
Nägel, Knöchel und Gelenke fehlen, des Stabes und des blassgrün getuschten,
an den Seiten geschlitzten, innen dunkelbraunen Mantels blossgelegt, so dass
die Rohheit des Entwurfes deutlich vor das Auge tritt. Wie bei den Innen-
figuren, ist der Segen nach griechischem Ritus durch Biegung des Daumen
auf den Ringfinger angedeutet und der kleine Finger gekrümmt. Die Stola
fällt bis auf den untern Saum des offenen, in geraden Linien niederstreichen-
den Mantels herab. Stärkere Beschädigungen hat der Kopf des letzten Hei-
ligen erlitten, den Schild und Lanze, das schmale Gesicht mit eingefallener
linker Wange als ältlichen Krieger — vielleicht Longinus? — bezeichnen.
Das dunkelbraune Oberkleid deckt eine gelbe Aermeltunica, ist an den Achseln
für die Arme offen und wird durch einen weissen Gürtel zusammengehalten,
dessen schnurartiges Ende gerade niederhängt. Der gelbe dreieckige, oben
geradlinige, unten spitzbogige Schild wird mit der gesenkten Rechten auf den
Boden gestützt.
Soweit an dem Fragment erkennbar, hat der Maler den fahlen, ziem-
lich rauhen Mörtelgrund mit gelber Tünche überstrichen, die nackten Körper-
theile, Nimben und Gewänder mit hellrothen Umrisslinien begrenzt, ebenso
die Faltenbrüche der Stoffe durch gleichfarbige Striche flüchtig eingeschnitten
und die abweichenden Localfarben ohne Vertiefung der Schatten gleichmässig
 
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