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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Dahlke, Gotthilf: Romanische Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0198

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G. Dahlke: Romanische Wandmalereien in Tirol.

aufgetragen, so dass Gelb, Roth, Grün und Dunkelbraun mit violettem Schiller
bei der letzten Figur, die ganze Scala der Palette umfassen. Alle Farben sind
dünnflüssig über den Bildgrund gebreitet, nur das dunkle Braun muss kräf-
tiger auf den Mörtel gestrichen sein, da es noch heute schwer und unverblasst
die Mauer deckt. Jede Linie des Entwurfes deutet auf die Flüchtigkeit der
Pinselführung und bezeugt die Ungleichartigkeit der Formengebung wie des
Colorits. Diese Rohheit der Zeichnung verbietet die Vergleichung mit der
sorgsam ausgeführten Binnenmalerei.
Man hat an der Südwand des Chors die eingeritzte Jahreszahl 1226 in
arabischen Ziffern entdeckt und für das Datum der Bemalung ausgegeben;
allein da eine zweite Inschrift auf der östlichen Mauer nach den beiden ersten
Strichen noch dem zwölften Jahrhundert angehören würde, so muss die Be-
deutung und die Echtheit jener Marke wohl auf sich beruhen bleiben. Wäre
auch die Form der Mitra und des Hirtenstabes mit dem erstgenannten Zeit-
raum zu vereinen, so dürfte doch das — allerdings verschleierte — Gepräge
der Figuren und die Mischung der römischen Majuskelschrift mit neugothischen
Zügen eher auf das Ende als das erste Viertel des dreizehnten Jahrhunderts
weisen. In jedem Fall verringert diese Ungewissheit über das Alter der cha-
rakteristischen Gemälde, die der Gegenwart den Siegeszug der christlichen
Cultur durch den wendischen Gau von neuem zum Bewusstsein bringen, nicht
ihre kunsthistorische Bedeutung für das Alpenland.
 
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