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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Kisa, Anton Carel: Baldassare d´Anna
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0215

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Baldassare d’Anna.

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Aliense, Pietro Malombra und Girolaino Pilotto. Die Kirchen und Paläste von
Venedig enthalten zahlreiche Werke dieser zu ihrer Zeit sehr geschätzten Maler,
die meisten in Folge der unsoliden Technik in einem traurigen Stadium des
Verfalles. Es ist schwer, bei der Gleichheit der Manier und der Identität der
Vorbilder, welche sie benützten, die einzelnen Glieder der Schule in ihren
Werken auseinander zu halten. Durch Talent und Fruchtbarkeit ragte unter
ihnen der erstgenannte hervor, Lionardo Corona da Murano. Er war ein rechter
Maler nach der Mode, als Künstler sowohl wie in seinen Lebensgewohnheiten,
die ein ernsteres Studium, ein gewissenhaftes Arbeiten unmöglich machten.
Rasch und leicht producirend, schwang er sich doch hie und da zum grossen
Stile Tintoretto’s empor. Seine Zeichnung ist correct, sein Helldunkel wir-
kungsvoll. Sein Schüler Baldassare d’Anna oder — wie er sich gewöhnlich
nennt — Baidissera de Ana, theilt diese Eigenschaften. Er übertrifft seinen Meister
jedoch öfter durch die zartere Behandlung und sorgfältigere Durchführung. Er
componirt maassvoller und ruhiger. Bewegte Scenen sind nicht seine Sache,
dafür bestrebt er sich mehr als andere Anhänger der »cattiva prattica«, seine
Gestalten seelisch zu vertiefen. Auch er muss sehr viel und rasch producirt
haben und in Folge dessen sehr ungleichmässig. Die venezianischen Topo-
graphen erwähnen zahlreiche Arbeiten von ihm, theils ohne jede kritische
Bemerkung, theils mit der Beifügung, dass das betreffende Bild zu den »besseren«
oder zu den »guten« gehöre. Einer 8) nennt ihn »einen zarten und liebens-
würdigen Maler«, ein Anderer 9) schildert ihn als geringer im Formenreichthum
wie seinen Meister Corona, diesem aber überlegen in der Weichheit und Kraft
des Helldunkels.
Nach den Angaben in den Topographieen vom 17. bis zum Anfänge
des 19. Jahrhunderts existirten in Venedig folgende Werke von seiner Hand:
1) Maria, das Kind im Tempel darbringend. S. Marco. [Boschini. »Ein
edles Werk der Malerei.«]
2) Mariä Heimsuchung. Scuola di maestri de legname. (Boschini.)
3) Bildniss eines Priesters. S. Paterniano. (Boschini.)
4) Friese und Sockelbilder an der Sta. Barbara von Domenico Tintoretto.
Scuola de Bombardier!, bei Sta. Maria Formosa, im unteren Stockwerke.
(Boschini.)
5) Friese und Sockelbilder an der hl. Dreifaltigkeit mit Sta. Barbara
von Faustin Moretto aus Brescia; ebendaselbst im oberen Stockwerke. (Boschini.)
6) Vier Gemälde beim Hauptportale von Sta. Marina, darstellend Christus
undZachäus, den Kirchengang des Dogen, dann die Dreifaltigkeit mit Sta. Marina,
einem Dogen und einem anderen vornehmen Manne, endlich Magdalena, die
Füsse Christi salbend. (Boschini.)
7) Sta. Brigitta mit einem Papst, S. Bernhard und anderen Heiligen.
Altarbild in Sta. Giustina. (Boschini. — Zucchini. —- Der »Forestiere illuminato«
Venezia 1744, erwähnt im Allgemeinen Altarbilder von Baidissera in dieser
Kirche.)
8) Zucchini I. 330.
9) Moschini II. 557.
 
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