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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0228

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198 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
fundenen Allerthümer hat es ferner seine eigene Bewandtniss. — Werden
Gräber ausgegraben, so wird man in vielen Fällen die Funde in annähernd
gleiche Theile theilen und wo nothwendig die Theilung vornehmen können
(^3 oder x/2 fürs Museum, je nachdem, ob auf Privat- oder Staatsland nach
dem jetzigen Reglement), ohne die in einem Grabe gemachten Funde auseinander
zu reissen. — Wie aber, wenn es sich um die in einem Heiligthum gemachten
Funde handelt, die hauptsächlich als ein Ganzes ihren Werth haben, indem
sie ein wichtiges Bild von Kunst- und Gultusentwickelung für einen gewissen
Zeitabschnitt darstellen? — Wie, wenn man in Gräbern wichtige Einzelfunde
macht, oder ein einziges hochwichtiges Stück entdeckt hat? — Die bis jetzt
eingeführte Praxis, Loose zu ziehen, ist ungerecht, indem der Zufall allein seine
Rolle spielt.
Man sollte die in gleiche Theile zu sondernden Funde durch das Loos
an die Betheiligten abgeben. Aber die nicht theilbaren besseren Einzelfunde
wären im Werthe abzuschätzen und dem Museum die Vorhand zu lassen, ob
es das Fundobject nehmen und den Privatunternehmer durch Geld zu ent-
schädigen hat oder ob umgekehrt. Wenn es nicht an gutem Willen von beiden
Seiten fehlt, wäre auch diese Klippe drohender Zerwürfnisse umschiffbar.
Ganz unsinnig ist die Zerstückelung der in einem Heiligthume oder
heiligen Haine (Temenos) gefundenen Alterthümer, weil dadurch beide Theile
an Werth bedeutend einbüssen, denn dieser beruht oft lediglich oder doch
hauptsächlich in ihrer Gesammterscheinung.
Obwohl ich nichts sehnlicher wünsche, als dass dem Cyprus Museum
bald regelmässige Mittel und reichlich genug zufliessen, habe ich doch im Früh-
jahr dieses Jahres die Mittellosigkeit des Museums als ein Glück betrachtet.
Ich hatte Februar-April 1885 einen hochinteressanten Temenos der Aphrodite
zu Dali (Idalion) auf Kosten des Directors der Ottomanischen Bank in Larnaca
C. Watkins ausgegraben. Doubletten gab es nur wenige. Die zahlreichen
Weihgeschenke geben in ihrer Gesammtheit ein recht einheitliches übersicht-
liches Bild der Kunstströmungen, von Sitten und Trachten für einen gewissen
Zeitabschnitt1)- Ein Zertheilen der Sammlung (1/ä fürs Museum, 2j?, für den
Privatunternehmer) hätte den Hauptwerth der Sammlung für immer zerstört.
Glücklicherweise hatte das Museum gerade damals Geld sehr nothwendig und
liess sich deshalb für sein Drittel mit Geld abfinden und begnügte sich mit
einer kleinen Anzahl Doubletten und Fragmente. So wäre denn diese prächtige
Sammlung, die nach dem Ausspruch eines Fachgelehrten, Dr. F. Dümmler,
allein genügt, den ganzen Band der Kunstgeschichte des Alterthums von G.
Perrot und C. Ghipiez über Phönizien und Cypern über den Haufen zu
werfen, für ein anderes Museum gerettet, wenn nun schon einmal das cyprische
Museum wegen Geldmangels auf den ungetheilten Fund verzichten musste.
Auch im vorigen Jahre sind so verschiedene, dem Museum zukommende
Drittel den Privaten verblieben.

9 Neuerdings hat Prof. Dr. A. Furtwängler in einer der Sitzungen der
Archäologischen Gesellschaft zu Berlin über diese meine Entdeckung berichtet.
 
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