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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0229

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

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Als 1878 die Engländer von der Insel Besitz ergriffen, erliessen sie auch
bald ein Ausgrabungsverbot, einfach das türkische bestehende, aber schlecht
oder gar nicht gehandhabte Gesetz auffrischend.
Da der damals noch auf der Insel weilende Alexander Palma di
Cesnola, der jüngere Bruder des Louis L. di Cesnola, das Gesetz nicht
respectirte und flott weiter nach Alterthümern scharren liess, wurde ihm von
Sir Garnet Wolseley gewaltsam das Handwerk gelegt, Cesnola und seine
damaligen Arbeiter eingesperrt und die Alterthümer confiscirt. Ein Theil dieser
confiscirten Stücke wurde später von mir ins Gyprus Museum übergeführt.
Die damals ertheilte Lection half augenblicklich und die geheimen Ausgrabungen
hörten auch damals mit einem Schlage auf.
Da aber die Furcht vor der Regierung, welche vielfach nicht streng genug
auftrat, schwand, war auch bald wieder eine im Geheimen arbeitende Aus-
scharrungsbande organisirt. Die Engländer kamen hinter den Geschmack und
wurden bald die besten Kunden der Hehler und Alterthumströdler in den
Städten. Ja dicht vor den Thoren der Stadt Nicosia, auf einem Hügel, der
nur wenige Minuten vom Regierungsgebäude liegt, bei der Kirche Agi Para-
skevi graben die Leute im Geheimen oder in Wahrheit ganz öffentlich sogar bei
Tage aus. — So werden die widerrechtlichen Ausgrabungen geradezu
von oben herab, wenn nicht ganz direct, so doch wenig indirect
begünstigt. Das wäre unter der Türkei nicht möglich gewesen.
Es klingt paradox, ist aber wahr! Auf Cypern sind die Türken die
Gonservatoren der Alterthümer gewesen, die Christen und die gebil-
detsten, die in Larnaca wohnenden Consuln fremder Nationen die De-
vastatoren. Während sich an all den Orten, wo ein fanatischer türkischer,
von den Consuln nicht beeinflusster Mudir oder Caimakam sass, oder doch in
deren Nähe, noch heute die verschiedenen Epochen in ungeöffneten Gräbern
nachweisen lassen, ist dies gerade in Larnaca und seinen Umgebungen nicht
mehr möglich, weil zuviel unter der Protection der Consuln gescharrt wurde.
Die Trödler mit Alterthümern betreiben heute ihr Geschäft auf der Insel
öffentlicher als vorher unter der Türkei.
Eine herrliche phönizisch-griechische Vase wurde beispielsweise 1884 in
einer geheimen Ausgrabung bei Larnaca (?) gefunden und gelangte durch meine
Vermittelung in das Museum der Universität Oxford. Wie wichtig wäre es
gewesen, die näheren Fundumstände kennen zu lernen, zu wissen, mit was
für Gegenständen die Vase zusammen gefunden worden war. Ich habe sie im
Journal of Hellenic Studies 1884 publicirt und mich auf eine kurze Beschrei-
bung beschränken müssen.
Damit nicht in den geheimen, aber in Wahrheit öffentlich betriebenen
Ausscharrungen dicht bei Nicosia und der Kirche Agi Paraskevi eine der
interessantesten uralten Culturschichten der Insel, in ihrer Art eine der interes-
santesten der Welt, ganz für immer für die Wissenschaft verloren, vom Erd-
boden verschwinde, habe ich mich bemüht, daselbst Ausgrabungen anzustellen,
und December 1884 und Januar 1885 11 Gräber für das Museum mit Ge-
fangenen geöffnet, über welche Gräber ich berichtet und neuerdings Prof.
 
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