Repertorium für Kunstwissenschaft (9.1886)

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

Agia Sophia in Nicosia und Famagusta (die von Famagusta ist die in Bezug
auf Stil schönere) geschehen ist, verdanken wir dem Umstande, dass diese
christlichen Dome in türkische Moscheen umgewandelt wurden. Soweit nicht
das Vermögen der türkischen Moscheen und Klöster für die Restau-
ration ehemaliger christlicher Gotteshäuser aus der Zeit des Mittel-
alters und des Byzantinismus eintritt, geschieht nichts.
Cypern ist aber nicht nur ausserordentlich reich an kostbaren Malen
orientalischer Gothik, es ist auch ganz besonders reich an herrlichen Malen
byzantinischer Baukunst, die so gut wie total unbekannt sind. Es ist
das Verdienst Dr. Paul Schröder’s, zuerst in seinen Briefen an Professor
Dr. Heinrich Kiepert (abgedruckt im Globus 1878/1879) auf den hohen
Kunstwerth byzantinischer Bauten auf Cypern aufmerksam gemacht zu haben.
— Ich habe damit begonnen, eine der wichtigen byzantinischen Kirchen mit
Kloster aufzunehmen. Neben dem noch erhaltenen, aufrecht stehenden, wurden
durch Nachgraben und Suchen die Fundamente der ehemaligen Anlage bei-
nahe ganz nachgewiesen und deshalb Reconstructionen versucht4). Wie die
gothischen verfallen die byzantinischen Bauwerke, so z. B. die in griechischer
Kreuzform aus antikem Material aufgeführte altbyzantinische Kirche Agios
Phyllos bei Rhizokarpaso. Selbige stürzt immer mehr und unaufhaltsam
(sie wurde bisher von mir nur photographirt) in rapidester Weise zusammen
und niemand kümmert sich um sie, es sei denn, dass die Insel-Orthodoxen
noch darin ihren Gottesdienst abhalten.
Dagegen erscheinen auf Cypern die englische Regierung und die
englische Kirche theilweise direct als echte Zerstörer des Paganis-
mus und alles dessen, was Alterthum heisst. In Kerynia wird der
kleine Hafen erweitert und dazu braucht man Steine. Im Steinbruch sprengt
man mit Pulver. Bei dem Bau der Strasse zum Hafen von Kerynia wird mit
Pulver eine interessante antike Nekropole mit vielen Felsgräbern in
die Luft gesprengt.
Bei Nicosia baute man auf einem Hügel dicht am Regierungsgebäude die
neue englische Kirche im altenglischen Style. Es ist ein schmucker male-
rischer Bau. Beim Grundgraben stiess man auf Säulenreste und wichtige
Fragmente eines phönizischen Streitwagens aus Thon, dicht südlich davon
auf grössere Bildwerke aus Stein. Um aber den so nothwendigen Kirchen-
bau nicht aufzuhalten, bemühte man sich, diese Funde todt zu
schweigen. So rufen die Glocken der Kirche die kleine englische Ge-
meinde zum Gebet an der Stelle, wo darunter noch Alterthümer be-
graben liegen, die Reste eines antiken Heiligthums oder einer antiken
Nekropole. Max Ohnefalsch-Richter.
4) Ich begann mit der Aufnahme der Kirche und des Klosters S. Barnabas
(Ag. Varnava) in der salaminischen Ebene und werde diese erste Arbeit dem-
nächst in einer englischen Zeitschrift über Architektur veröffentlichen.