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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0246

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216

Litteraturbericht.

archäologie und besonders der liturgischen Gewänder reiche Arbeit6). Die
Abbildungen bringen das berühmte Corporale des hl. Gregor M. (6. Jahrhundert),
die Annunciatio (ebenfalls 6. Jahrhundert, wie jenes aus Monza) u. a.
Einen langsamen Fortgang scheint das Gay’sche »Glossaire archeo-
logique« zu nehmen, über dessen erste drei Lieferungen (A—Cout) Repert.
VII. 223 berichtet wurde. Die bis jetzt erschienene vierte Lieferung gibt
Cout — Epaul. Wünschen wir dem vortrefflichen, nur etwas breit angelegten
und ungleichmässig durchgeführten Werke alles Gedeihen: es wird für die
Archäologie des Mittelalters ein unentbehrliches Hülfsmittel darstellen.
Ueber die von dem Jesuiten P. Camille de la Croix aufgefundene
Memoria des Mellebaudus bei Poitiers ist Repert. VIII. 362 f. gleichfalls ge-
sprochen worden. Die Sache hat das Interesse weiterer Kreise geweckt und
es hat sich eine ganze Litteratur über den Fund gebildet. Ein Artikel von
Arthur Loth stellt nur eine unverständige Lobhudelei des P. de la Croix
dar, ohne sachlich Förderndes beizubringen 7). Die Aufsätze von Dom Franqois
Chamard 8) und Belisaire Ledain9) stehen für die von dem Localpatriotis-
mus der Gelehrten Poitiers festgehaltene Ansicht ein, dass es sich bei der
Memoria um die Grabstätte von 72 Poitevin’schen Martyren handelt (von denen,
beiläufig gesagt, weder die fränkischen Martyrologien, noch Venantius Fortunatus
oder Gregor von Tours, noch eine Localtradition etwas weiss), welche von
der Kritik einstimmig als Phantasiegebild erklärt wurden. Mgr. S. Barbier
de Montault tritt neuestens wieder als Anwalt des P. de la Croix und seiner
Märtyrer auf. Er gibt zunächst in zwei Broschüren eine Zusammenstellung
der ihm bekannt gewordenen Beurtheilungen der Controverse 10), in welcher eine
Replik Chamard’s gegen Duchesne abgedruckt ist und sub Nr. XXVII eine
Uebersetzung meines kurzen Berichts über die Angelegenheit in Jahrgang VIII
des Repertoriums gegeben wird. Hr. Barbier de Montault findet, dass ich die
Sache viel zu kurz abgemacht und sie mit Unrecht durch Duchesne als er-
ledigt bezeichnet habe: »G’est trop peu pour un savant de son envergure . . .
II me permettra de lui donner ce conseil: qu’il etudie plus ä fond la question,
et qu’il se penetre des arguments developpes dans les ,Documents‘, et nous
l’attendons en toute confiance. L’estime qu’il professe pour M. Duchesne, ne
l’aveuglera pas, je pense, jusqu’au bout.« Ich muss darauf zunächst erwidern,
dass ich, der Bestimmung dieser Zeitschrift gemäss, nicht daran denken konnte,
im »Repertorium f. K.-W.« eingehende epigraphische und kirchengeschichtliche
Untersuchungen niederzulegen: Facten und Bücher kommen hier nur in Be-
6) Barbier de Montault, X., Le Tresor de la Basilique Royale de Monza.
Premiere partie: Les Reliques. Tours s. a. (1885.) 8°.
7) Loth, Arthur, L’Hypogee — Martyrium de Poitiers. Analyse biblio-
graphique de la Monographie du R. P. de la Croix. Melle 1884. 8°-
8) Chamard, Dom Franqois, L’Hypogee des Dunes ä Poitiers (Extr. de
la Revue du Monde Cathol., Paris 1884). 8°.
9) Ledain, Belis., im Bull, de la Societe des Antiquaires de l’Ouest, 1885. 8°.
10) Barbier de Montault, Documents sur la Question du Martyrium de
Poitiers. Poitiers 1885. 8°. 2 Hefte.
 
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