Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI Artikel:
Bode, Wilhelm von: Rembrandt´s Radirungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0301

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rembrandt’s Radirungen.

257

die Wagschale fallen. Nun hat Herr Max Rooses aus den Archiven
der St. Lucas-Gilde von Antwerpen bewiesen, dass Lievens vom Jahre
1634 bis 1642 als Meister derselben aufgeführt wird. Wir wissen
ausserdem, dass er dort die Tochter des Bildhauers Colyns heirathete;
folglich müssen wir schliessen, dass Lievens weder an der grossen
»Kreuzabnahme«, noch an dem »Ecce homo« betheiligt gewesen sein
kann. Meine Meinung geht dahin, dass Rembrandt sowohl die Gom-
position, als auch die wesentlichen Theile der Platten gearbeitet hat.
Wenn aber Jemand an der Vollendung der Platte mitgewirkt hat, so
kann man es als wahrscheinlich hinstellen, dass es Joris van Vliet ge-
wesen. Dieser hatte bereits im Jahre 1631 drei effectvolle Blätter, B. 1,
12 und 13, nach Rembrandt’s Zeichnungen radirt, also zu einer Zeit,
wo Rembrandt noch keine grössere Gomposition radirt hatte. Es er-
scheint mir daher nicht richtig, dass man ihn als Schüler Rembrandt’s
aufführt, und ich bezweifle, dass er erst im Jahre 1609 geboren sei,
wie man allenthalben liest.
Mit diesen zwei Blättern trat Rembrandt in Goncurrenz mit der
»Abnahme vom Kreuz« und dem »Ecce homo«, nach Rubens von Vor-
sterman im Jahre 1620 und Lauwers-Bolswert gestochen. Sie fanden
auch grossen Beifall beim Publikum, so dass sie mit 20—30 Gulden
im 17. Jahrhundert bezahlt und vielfach copirt wurden.
Es scheint nicht, dass Rembrandt früher oder später Radirungen
gemacht hat, welche die Absicht der Wanddecoration involvirten und
nach meiner Meinung müssen auch Radirungen aus der Hand betrachtet
und geprüft werden.
Herr Haden führt noch als Beweis, dass Rembrandt die grosse
»Kreuzabnahme« nicht radirt habe, an, dass der Zeitraum eines Jahres
nicht ausreichen würde, um äusser mehreren Gemälden und 10 (klei-
neren) Radirungen noch die beiden grossen Blätter der »Kreuzigung«, das
erste, oben runde, unvollendete und das viereckige, hätte fertig stellen
können, da jedes derselben 3 Monate Arbeit in Anspruch genommen
haben würde. Da ich selbst nie radirte, so habe ich Herrn W. Unger,
der doch mit der Technik vertraut ist wie nur irgend Jemand, um Aus-
kunft gefragt. Derselbe theilt mir mit, dass ein Mann wie Rembrandt
die grosse »Kreuzabnahme« in einigen Wochen habe fertig stellen können.
Herr Louis Gonse, der die Ansicht von Haden adoptirt, meint
ausserdem, dass die grosse Anzahl der mit 1633 als echt bezeichneten
Zeichnungen und Gemälde Rembrandt’s Zeit sehr in Anspruch genommen
hätte. Dagegen muss ich hervorheben, dass Rembrandt seine Zeich-
nungen, und selbst die besten derselben, höchst selten bezeichnete, sowie
auch, dass die meisten, da sie nicht für die Sammler bestimmt waren,
 
Annotationen