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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bode, Wilhelm von: Rembrandt´s Radierungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0300

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256

Dr. Sträter und W. Bode:

Samaritaner« B. 90 entweder von F. Boi oder von Rodermont sei. In
den vier ersten Etats ist das Blatt ohne Namen und ohne die Jahres-
zahl 1633. Bis jetzt kennen wir von Rodermont nur Blätter aus der
Zeit von 1640—1650 und diese sind unbedeutend. F. Boi kann aber
auch das Blatt nicht gemacht haben, da er nicht, wie man bisher all-
gemein annahm, im Jahre 1609 geboren, sondern im Jahre 1616, wie
Herr Veth in Dordrecht aus den Archiven der Stadt nachgewiesen hat;
darnach wäre Boi 17 Jahre alt gewesen, als das Blatt bezeichnet wurde,
welches sogar noch vor der Inschrift, in einem der vorhergehenden
Jahre radirt sein kann. Nun war aber Boi in späteren, den vierziger
Jahren ein ganz tüchtiger Radirmeister und angesehener Maler bei der
vornehmen Welt, aber nichts weniger als ein genialer Künstler, weder
in Composition noch in der Tiefe des Gefühls, — Eigenschaften, die
doch Niemand dem Rembrandt bestreiten wird und die im »Barm-
herzigen Samaritaner« sich auch geltend machen. Die Technik dieser
Radirung lässt allerdings in der Zeichnung zu wünschen übrig; wir
dürfen aber nicht vergessen, dass Rembrandt damals erst 23—25 Jahre
alt war und bis dahin keine grössere Composition radirt hatte. Seine
erste componirte Radirung, »Der hl. Hieronymus im Gebete« B. 101,
stammt aus dem Jahr 1632 und bildet den Uebergang zum »Barm-
herzigen Samaritaner«. Beide sind zu schwach geätzt, so dass sie nur
eine kleine Anzahl schöner Drucke liefern konnten. Rembrandt war
daher genöthigt, nachdem etwa 60 Abdrücke vom »Barmherzigen Sama-
ritaner« gezogen waren, die Platte zu überarbeiten, wodurch die Har-
monie des ersten Zustandes zerstört wurde. Ich halte demnach, sowie
auch Herr Middleton und Herr Dutuit, dieses Blatt ganz für Rembrandt’s
Werk und auch die Unterschrift für echt.
Im Jahre 1633 gab Rembrandt die grosse »Kreuzabnahme« heraus
und 1636 das »Ecce homo« in der Höhe. Beide Blätter schreibt Herr
Haden dem Jan Lievens zu, der, sowie Rembrandt, im Jahr 1607 in
Leyden geboren und mit ihm Schüler bei Lastman in Amsterdam war.
Herr Middleton hat schon bemerkt, dass Lievens vom Jahre 1631 bis
1634 sich in England am Hofe Karl’s I. aufhielt, wo er für den Hof-
staat desselben Porträts malte. Herr Haden bestreitet diesen Aufent-
halt in England, weil kein englischer Schriftsteller seiner erwähnt und
er kein dort von ihm gemaltes Bild hat auffmden können. Da aber
alle Autoren diesen dreijährigen Aufenthalt in England als feststehend
annehmen, die Herren und Damen der Höfe nicht gern den Namen
des Malers auf ihren Porträts sehen und in der Cromwell’schen Revo-
lution die Bildnisse der Anhänger des Königs wohl grösstentheils zer-
stört wurden, so kann der von Herrn Haden erhobene Einwurf nicht in
 
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