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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bode, Wilhelm von: Rembrandt´s Radierungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0307

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Rembrandt’s Radirungen,

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die Annahme von Seymour Haden: Um 1630, so sagt uns der be-
rühmte englische Arzt, Künstler und Kritiker, begründete Rembrandt
seine Schule in dem Hause auf der Breedstraat zu Amsterdam; hier
arbeiteten die Vliet, Boi, Lievens, Poorter, Philips de Köninck, Eeck-
hout u. s. w. unter ihm und für ihn, und von ihrer Hand sind auch
die meisten jener frühen Radirungen, die man Rembrandt selbst zu-
schreibt. Ein Vergleich dieser Blätter mit den beglaubigten Radirungen
jener Meister wird jedoch stets nicht unwesentliche Verschiedenheiten
ergeben. Diese könnte man freilich daraus erklären, dass dieselben ja
unter Rembrandt’s unmittelbarer Aufsicht entstanden. Doch wie steht
es denn mit diesen Schülern ? wie vereinigen sich die biographischen
Angaben über dieselben mit dieser Behauptung? Zunächst hat Rem-
brandt ja das Haus in der Breedstraat erst nach seiner Heirath mit
Saskia 1634 erworben, also erst nach der Entstehung fast aller jener
in Zweifel gezogenen Radirungen. Dann ist er nicht schon 1630, son-
dern erst Ende des Jahres 1631 nach Amsterdam übergesiedelt, also
erst am Schlüsse des Jahres, welches den Abschluss dieser bestrittenen
Periode seiner Thätigkeit bildet. Endlich bleibt aber kaum für einen aller
jener Schüler Rembrandt’s auch nur die Möglichkeit, dass er in jenen
Jahren schon für Rembrandt thätig gewesen sein könne. Im letzten
Jahre dieser Periode, im Jahre 1631 wurde Eeckhout 10 Jahre, F. Boi
15 Jahre alt, Philips de Köninck wurde 12 Jahre u. s. w. Jan Lievens,
der Altersgenosse und Mitschüler Rembrandt’s, war 1630 wahrschein-
lich noch in Italien und ging im Sommer 1631 nach London, von dort
1634 nach Antwerpen, von wo er erst nach etwa zehn Jahren nach
Holland zurückkehrte — kurz, ähnliche Daten lassen sich für fast alle
jene Radirer aus der Schule oder Umgebung Rembrandt’s aufführen,
die ihre Mitarbeit an den Radirungen aus den Jahren 1628—-1631 aus-
schliessen oder mindestens sehr unwahrscheinlich machen. Gerard Dou,
damals gerade Rembrandt’s Schüler in Leiden, war auch erst 1613
geboren und ist uns obendrein als Radirer gar nicht bekannt; auch ist er
in den frühesten, erst um 1635 entstandenen Gemälden noch wTeit ent-
fernt von der leichten, heitern Behandlung, die doch den meisten jener
kleinen flüchtigen Blätter nicht abzuleugnen ist.
Für die Mehrzahl dieser frühen Arbeiten dürfen wir also den
Zweifel an der Urheberschaft Rembrandt’s zurückweisen; damit sind
aber schon mehr als hundert Blätter, die ihm die Kritik eines Legros
entzieht, als eigenhändige Arbeiten gesichert. Anders ist es sowohl
mit einer Reihe von späteren Zuständen eigenhändiger Arbeiten, die
gewiss in manchen Fällen mit Riecht als Arbeiten Rembrandt’s bestritten
werden, als auch mit der Frage, ob nicht eine Anzahl namentlich der
 
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