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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0311

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Dr. Friedrich Portheim: Andrea Mantegna’s Triumph Cäsar’s.

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Die vorübergehende wie die dauernde Selbstverherrlichung, welche den
kleinen Herren und Fürsten Italiens so sehr Bedürfniss war, wandte sich stets
an eine bevorzugte Classe von Menschen, ohne welche die Ausführung solcher
Darstellungen unmöglich war, an die Künstler als Leiter des Ganzen, so gut
als Erfinder der Decorationen und Costüme als auch als Verfertiger der Mo-
numente. Die Geschichte lehrt uns, dass an jedem Fürstenhofe der Renais-
sance, welcher es den anderen gleichthun wollte, der Künstler eine unum-
gänglich nöthige Figur war; und so finden wir eine ganze Reihe von Künstlern
Antheil nehmen an den Geschicken jedes grössern Herrscherhauses. Nicht
am wenigsten gilt dies von dem Stamme der Gonzaga zu Mantua, von welchen
Tiraboschi sagt, dass sie die Mediceer und Este als Beschützer von Kunst und
Wissenschaft erreicht, ja in manchen Theilen übertroffen hätten. Der Mann
nun, der an ihrem Hofe Alles galt, war Andrea Mantegna, welcher als Nach-
folger Vittore Pisano’s die Hegemonie über alle Künstler Oberitaliens behaup-
tete. Und in der That, kaum konnten sich jene Fürsten an einen Künstler
wenden, der sowohl an Kenntnissen als durch den Schwung der Phantasie
ihn erreicht hätte.
Als ein ruhiger, zum Theil schon deshalb überlegener, weil überlegter
Mensch tritt uns Mantegna in seinen Werken entgegen mit einer kleinen Nei-
gung zum Phantastischen, welcher sein grosses Wissen in den Dingen, die zur
Kunst gehören, die Wage hält. Wenn ihm sein Hof einen Vorwurf machen
konnte, war es wohl der, dass er langsam schuf, weil er die Gesellenhilfe, so
lange er selbst rüstig war, gerne entbehrte; und sicherlich ist darin mit der
Grund zu suchen, warum er niemals zu besseren Verhältnissen gelangte. Schon
diese Beobachtung allein lehrt uns die hohe Achtung kennen, die er vor der
Kunst hatte. Deshalb ist sie auch unter seinen Händen wirklich monumental
geworden. Wie die stets erneuten Laubgewinde an den alten Tempeln end-
lich in Stein gehauen der unverwelkliche Festschmuck derselben wurden, so
sollten die zu rasch verfliegenden Feste und Aufzüge, welche über die lebens-
frohe Bühne oder durch die glänzenden Säle des markgräflichen Schlosses von
Mantua zogen, durch die Hand Mantegna’s einen bleibenden, monumentalen
Ausdruck erlangen. Und dies ist die Vorgeschichte von Mantegna’s Triumph
Cäsar’s als Schaugepränge und Denkmal zugleich.
Trotz der tüchtigen, sachlichen Erörterungen von Growe und Caval-
casehe ist die Geschichte der Entstehung dieses Werkes immer noch dunkler
als seine Bedeutung; als Endpunkt ist der Schluss des Jahres 1491 wohl fest-
gestellt, wie weit aber der Beginn des Ganzen hinaufzurücken ist, lässt sich
nur ungefähr aus diesem selbst entnehmen. Vasari’s x) Nachricht, die Bestel-
lung sei schon von Lodovico (f 1478) ausgegangen, darf als historisches Zeug-
niss nicht angeführt werden. 1486 ist Mantegna laut Sylvester Calandra’s
Bericht an der Arbeit, aber die Jahre 1488—90 entfallen wegen des römischen
Aufenthalts, es bliebe also für die Ausführung der neun Gemälde in so rie-
sigen Verhältnissen eine vielleicht zu kurze Zeit, zumal in Anbetracht dessen,

Le Monnier V. p. 169 f.
 
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