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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0312

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268

Dr. Friedrich Portheim:

dass es sich um einen so bedächtigen Meister handelt, der sich niemals genug
thun konnte. Soviel steht fest, dass wir mit der Composition und den Ent-
würfen vor 1486 hinauf müssen. Es entsteht nun die Frage, ob uns von
diesen Entwürfen etwas erhalten ist.
Von seinem Triumphzuge Gäsar’s hat uns Mantegna zwei unter sich
verschiedene, eigenhändige Bearbeitungen hinterlassen: den vollständigen Cyclus
von neun Gemälden auf feinster Leinwand (fälschlich gemeinhin Gartons ge-
nannt) in der National-Gallery zu London, vormals in Hampton-Court aufge-
stellt, und einen kleinen Theil dieses Zugs, wie er ihn selbst in Kupfer ge-
stochen hat. Die Nummern 12 und 13 nach Bartsch’s Zählung gestatten die
Zusammenstellung mit den betreffenden Theilen der Gemälde und eine Ver-
gleichung, welche von Waagen wohl schon angedeutet, aber noch nicht durch-
geführt worden ist; wie denn überhaupt das Gebiet des Kupferstichs in der
Kunstgeschichte noch arg vernachlässigt ist.
Bartsch Nr. 12 zeigt die gleiche Anordnung wie das Bild Nr. 5 der
Folge; es drängen sich Trompeter, Opferstiere und Elephanten, welche mit
Gandelabern bepackt sind, und alle die einzelnen Figuren finden wir auf dem
Gemälde wieder, allerdings mit grossen Veränderungen, welche sich vornehm-
lich auf die Bewegung beziehen.
Der überquellende Reichthum an Motiven, wie sie die Schilderungen
des antiken Triumphs boten, schloss die lästige Wiederholung und die Ein-
förmigkeit im Vorhinein aus, verlangte aber um so mehr entschiedene Ver-
bindung der Einzelgruppen zum Ganzen. Das Mittel zu diesem Zwecke ge-
währte nächst der Richtung auch das Maass der Bewegung im Zuge, welche
Bewegung nothwendig eine bloss wenig unterbrochene, fliessende sein musste.
Gehen wir von diesem Gesichtspunkte aus an den vorliegenden Stich heran,
so fällt über den bekränzten Opferstieren die Gestalt eines nackten Jünglings
auf, welcher auf einem der Elephanten knieend den Zug der Linien dadurch
störend unterbricht, dass er, der Richtung des Ganzen entgegengewendet, das
Auge an einen Punkt fesselt, an welchem bescheidenes Zurücktreten künst-
lerisches Gesetz war. In diesem glänzenden Aufzuge, in welchem das ganze
Gewicht auf den im Vordergründe hinziehenden Figuren in ihrer Reihenfolge
und der Ueberleitung von ihnen auf das Kommende liegt, kann die Unter-
brechung der Linienströmung durch eine nebensächliche Figur des zweiten
Planes nur höchst ungünstig wirken. Ebenso haben dieser Knabe wie sein
bekleideter Genosse auf dem Elephanten, deren Aufgabe das Wiederanzünden
der ausgelöschten Fackeln an den flammenden Gandelabern zu sein scheint,
im Ganzen und wieder vor Allem in ihrer Bewegung etwas Herbes, Unent-
wickeltes, Eckiges an sich, wie es auch an anderen Figuren desselben Kupfer-
stichs, vornehmlich aber an dem bekleideten Jünglinge im Vordergründe un-
leugbar auftritt, dessen ganze Bewegung einen ungelösten Conflict von Motiven
darbietet; denn, indem er zierlich ausschreitet, blickt er um, leitet mit der
Rechten den Stier und trägt in der Linken eine Kanne, deren Umkippen wir
in jedem Augenblicke als das Resultat der einander widerstreitenden Be-
wegungen erwarten. Schon diese Erwägung allein beschliesst in sich die
 
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