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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0323

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Andrea Mantegna’s Triumph Cäsar's. 279
das Band des durch denselben zum Theile verdeckten Thieres aber mit einem
rohen Zickzackornamente statt der feinen Arabesken versehen. Bei dem Manne
zu äusserst links, am Anfänge derselben Abtheilung, fällt im Originale das
Gewand zwischen den Beinen in zwei grossen Falten herab; die Gopien er-
setzen dieselben durch kleinliches Gefälte. Das grau in grau gemalte Bild im
Wiener Belvedere füllt den Zwischenraum zwischen den Beinen dieses Mannes
dunkel aus, und so kommt es, dass auch der betreffende Holzschnitt des An-
dreani hinter dem vorgeschobenen rechten Beine des Mannes ein zweites, pa-
ralleles vermissen lässt, wie denn überhaupt das Werk des Andreani dem
Originale ferner steht, als die Wiener Gopien. Die Figur einer Venus, welche
ebenda auf langer Stange getragen wird, hat im Originale kein flatterndes
Haar, wie es die Wiener Gopien andeuten, die Holzschnitte aber in üppiger
Fülle ausführen. Ebenso zahlreiche Abweichungen findet man auf den an-
deren , besonders dem 7. Blatte; man vergleiche auch die Grösse der Laub-
zweige auf hohen Stangen hier wie auf dem 4. Blatte.
In ihren Abweichungen von dem Originale gehen also die Wiener Chia-
roscuri und die Holzschnitte von 1599 Hand in Hand; wenn aber Growe und
Gavalcaselle (deutsch Band V. p. 427, Anmerkung 74) in sehr konfusen Worten
die Wiener Gopien als »nach den Holzschnitten und Stichen gemacht« erklären,
»wie man aus den Netzlinien erkennt, die zu den Zeichnungen gedient haben«,
eine Motivirung, welche alle Logik auf den Kopf stellt, so sind sie hier ent-
schieden auf dem Holzwege. Schon die ganze Technik der Ausführung mit
ihrer feinen Nuancirung gegenüber der harten Abgrenzung der Töne in den
Clairobscure-Holzschnitten lässt kaum einen Zweifel an der Priorität der Wiener
Aquarelle aufkommen. Die nach dem Sacco di Mantova von 1630 nach Eng-
land gelangten Gemälde des Mantegna, welche nahezu in Lebensgrösse ausge-
führt sind, erfreuen selbst noch in ihrem jetzigen Zustande durch die volle,
schöne Rundform des Gesichts, dessen Ganzes durch die energische Betonung
der charakteristischen Einzelformen keineswegs geschädigt wird. In den Gopien
aber tritt der Versuch, den Ausdruck durch Hervorheben der Einzelheiten wieder-
zugeben, in unerfreulicher Weise zu Tage: schon auf den Bildern im Wiener
Belvedere erscheinen die Gesichter länglich, fast hager, und sie arten auf den
Holzschnitten des Andreani gar in nahezu ascetische Dürre aus.
Nach solchen Beobachtungen wird sich nicht verkennen lassen, dass die
Aquarelle dem Originale wirklich näher stehen. Nun ist aber oben ausgeführt
worden, wie eng sich die Holzschnitte ihnen anschliessen. Die Wiener Bilder
waren also, wie auch Engerth in dem ausführlichen Kataloge des Wiener Bel-
vedere angenommen hat, die Vorbilder der Holzschnitte, für die sie wahr-
scheinlich speciell angefertigt wurden. Spricht schon die Technik der Um-
setzung des farbigen Gemäldes in ein Ghiaroscuro auf Papier hierfür, so ist
andererseits auch die Uebereinstimmurig in der Grösse der Figuren beachtens-
werth. Die Höhe des Formats der ganzen Blätter ist dagegen auf den Holz-
schnitten durch Fortlassung des obern Theiles des Firmaments reducirt, wäh-
rend sich die Wiener Gopien auch hier dem Originale enger anschliessen.
Schon dieser äusserliche Grund der erst später erfolgten Abnahme in der
 
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